Ab heute auf DVD und Blu-ray verfügbar ist der in Deutschland gedrehte Spielfilm “STOWAWAY”. Wir konnten den Film bereits sichten und können daher diese Neuerscheinungs-Info direkt mit einer Einschätzung verbinden.
Drei Astronauten starten zur 42. Mission auf den Mars, in zwei Jahren sollen sie zurück sein. Zur Crew von Captain Marina Barnett (Toni Collette) gehören die Medizinerin Zoe (Anna Kendrick) und der Biologe David (Daniel Dae Kim). Wenige Stunden nach dem Start entdecken sie einen unfreiwilligen blinden Passagier, Michael (Shamier Anderson). Eine Rückkehr zur Erde ist ausgeschlossen und schon bald stellt sich heraus, dass durch einen irreparablen Defekt am Versorgungssystem der Sauerstoff nicht für alle Passagiere ausreichen wird. Zehn Tage bleiben der Crew, um eine Entscheidung zu treffen.
Eins vorweg: Der Film ist ein Kammerspiel mit genau vier Personen in der Tradition erfolgreicher Streifen wie “Moon”, “Gravity” oder “Der Marsianer”. Man hört oder sieht nicht einmal die Gesprächspartner in der Basisstation, da die Kommandantin stets ein Headset benutzt. Der derart beschränkte Raum lenkt den Fokus des Zuschauers automatisch auf die Darsteller, die ihren Job hervorragend machen. Man merkt in jeder Filmminute, dass hier keine B-Film-Crew gecastet wurde, sondern überzeugende Charakterdarsteller.
Auch die Kulissen überzeugen: Das Innere des Raumschiffs sieht aus wie die ISS und eben nicht wie die Papp-Kulissen einer SF-Serie wie z.B. in “Dark Matter”. Physikalisch überzeugend dargestellt werden die Auswirkungen der künstlichen Schwerkraft und des Vakuums; der auf den ersten Blick ungewöhnliche Aufbau des Raumschiffs ist eine Variante, die ernsthaft für Marsflüge diskutiert wird.
Als die Crew unter Überlebensdruck fatale Entscheidungen treffen muss, genügen kurze, intensive Dialoge, um das Dilemma real erscheinen zu lassen. Das Drehbuch ist so geradlinig und geschickt angelegt, dass nur selten jemand “Erklärbär” spielen muss, um auch dem unaufmerksamsten Zuschauer begreiflich zu machen, was gerade Sache ist. Da die Mission offenbar in der Planungsphase unter Problemen litt (z.B. eigentlich waren nur zwei Astronauten eingeplant), ist das Risiko eines Fehlschlags im Vergleich zur Realität etwas höher.
Damit ist auch das größte Problem des Films genannt: Abgesehen davon, dass die Spannung fast ausschließlich davon lebt, wer die Mission überleben wird und wer nicht (und warum), muss man konstatieren, dass die Schwierigkeiten, in die die Astronauten geraten, ziemlich “gewollt” erscheinen. So sind die Sauerstoffvorräte offenbar ohne große Sicherheitsreserve berechnet, ein extrem wichtiges Lebenserhaltungsmodul nicht redundant ausgelegt und wie der blinde Passagier hinter einer festgeschraubten Abdeckung “vergessen” werden konnte, ist eine unbegreifliche Nachlässigkeit des Bodenpersonals – und dergleichen ist gerade in der Raumfahrt nicht besonders glaubwürdig. Spätestens bei einem Weltraumspaziergang ohne Sicherungsleine fragt man sich dann doch sehr ernsthaft, ob man es mit Profis zu tun hat (sowohl bei den Astronauten als auch bei den Autoren).
Speziell bei einem Hard-SF-Streifen, der auf wissenschaftliche Korrektheit sehr viel Wert legt, fallen unglaubwürdige Stellen eines Drehbuchs unangenehm auf. So gesehen basiert das durchaus überzeugende Spiel der Darsteller über ethische Themen auf einer arg konstruierten Prämisse. Wer darüber hinwegsehen kann, kommt bei der visuell ansprechenden Produktion auf seine Kosten.
Der Film läuft aktuell im kostenpflichtigen Leihprogramm von Prime und ab April 2022 auf Netflix, außerdem ist er überall als DVD und Blu-ray zu haben.