Der EDFC – 33 Jahre für die Phantastik

Obwohl der EDFC (Erster Deutscher Fantasy Club) “offiziell” erst 1978 gegründet wurde, kamen dessen Publikationen zuvor schon zwölf Jahre lang von privat heraus. So zeichnete diesen Verein also schon von Beginn an ein selbstloses Engagement für die deutschsprachige Phantastik aus, dessen Ziel es schon immer war, “der Fantasy-Literatur und artverwandten künstlerischen Bereichen allerorts Verständnis, allgemeine Verbreitung und Anerkennung zu schaffen, sowie Wissenschaft, Kunst und Kultur in Hinblick auf die Fantasy-Literatur zu fördern” (aus der Vereinssatzung). dsf verschafft euch jetzt einen Überblick, was der EDFC ist, was er macht, warum ihr ihn unterstützen solltet.

Die Jahresanthologie des EDFC, herausgegeben von Frank W. Haubold.

Mehr als Fantasy

Zunächst einmal müsste es eigentlich “EDPC” heißen, denn alle Bereiche der Phantastik kommen in diesem Verein ja zur Geltung und werden fast gleichberechtigt behandelt. Das freut uns SF-Fans natürlich. Aber mittlerweile ist ja auch die Schreibweise “Fantastik” möglich, also geht EDFC schon in Ordnung 😉

Was die Vereinspublikationen angeht, kann ich aus eigener Erfahrung sprechen, denn Franz Schröpf, der Herausgeber der Fantasia, gab mir Ende der 90er die Möglichkeit, meine ersten Storys und Artikel einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Ich kann also nur bestätigen, dass der EDFC seinen o. a. Zweck durchaus ernst nimmt. Aber das Engagement geht noch weiter: So veranstaltet der EDFC alle vier Jahre einen “Kongress der Phantasie” in Passau – mit bekannten Referenten, Autoren und Gästen, die dort zusammen (und Ideen) finden. Bei dieser Gelegenheit wird auch der “Deutsche Fantasy Preis” an Verleger, Autoren, generell an Menschen vergeben, die sich um die deutschsprachige Phantastik verdient gemacht haben. Leider fand 2008 der letzte Kongress statt (siehe Interview mit Gustav Gaisbauer).

Fantasia (jetzt: eFantasia) - die Galionsfigur des EDFC

 

Für mich wie auch für viele andere ist aber die Fantasia (seit 2009: eFantasia) das eigentliche Zugpferd, die Galionsfigur des EDFC. Denn hier wird vorgelebt, was in der Satzung verankert ist: Talentförderung, kreative Impulse für die Szene, interessante Texte. Demnächst soll – man höre und staune – alle zwei Wochen (!!!) ein neues eFantasia mit Storys herauskommen (siehe Interview mit Michael Haitel). Das finde ich schon bemerkenswert. Neben den “Fantastischen Erzählungen” lohnt es sich aber auch, einen Blick in die Rezensions-Ausgaben, die zahlreichen Neuerscheinungs-Bände (“Aus der Welt der Phantastik”) oder ins Filmjahrbuch zu werfen. Fazit: Als Leser/Fan ist man in diesem Verein wahrlich bestens aufgehoben und erhält für einen geringen Mitgliedsbeitrag (aktuell 7 EU/Jahr) alle Infos die man braucht, um seine Abende mit gemütlichen Lesestunden zu füllen.

33 Jahre Liebe zur fantastischen Literatur

Gerade weil die Fantasia ein Amateur-Magazin ist, das vom Engagement und der Bereitschaft ihrer Mitarbeiter lebt, auf Honorare zu verzichten, bietet sich hier Newcomern und solchen, die “etwas andere” Texte verfassen, welche nicht bei den etablierten Verlagen unterkommen, ein ideales Forum. Wenn ihr also etwas Schönes in der Schublade habt, traut euch ruhig, es hinzuschicken. Mir hat es jedenfalls geholfen, meinen Weg zu finden.

Desweiteren habe ich mich im Zuge meiner Recherchen gefragt, was einen bei der Stange hält, um sich über einen so langen Zeitraum hinweg für eine Sache einzusetzen. Also habe ich Gustav Gaisbauer, ein Gründungsmitglied des EDFC und den Macher schlechthin dort, und Michael Haitel, den neuen eFantasia Storyredakteur, einmal interviewt (siehe unten).

Armageddon – ein Fantasystrategiespiel.

Natürlich gehört zu einem “Ersten Deutschen Fantasy Club” auch ein Fantasygame, was uns als Sci-Fi’ler natürlich nicht so dolle interessiert, aber es muss schon erwähnt werden. Es heißt “Armageddon” und ist ein Fantasy-Strategiespiel, bei dem man die epochalen Schlachten aus dem Herrn der Ringe nachempfinden kann.

Zum Schluss darf der “Quarber Merkur” nicht fehlen, der bis 1997 in der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp erschienen und seither beim EDFC zu finden ist. Herausgeber ist immer noch Franz Rottensteiner, der für seine Tätigkeit schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Der Quarber Merkur ist eine sekundärliterarische Zeitschrift, die sich kritisch mit der Phantastik beschäftigt.

Und was bringt die Zukunft?

 
Seit 2009 wird die Fantasia als eBook herausgegeben und heißt seitdem “eFantasia” (das geschah u. a. wegen zurückgehender Mitgliederzahlen, was eine Finanzierung von Druckwerken nicht mehr ermöglichte). Im selben Jahr wurde auch die vorerst letzte von Frank W. Haubolds Jahresanthologien veröffentlicht, was ich persönlich sehr schade finde, weil hier immer eine gute Möglichkeit für Autoren bestand, ihre Storys in gepflegtem Ambiente zu präsentieren. 

Die Schatten des Mars (Roman von Frank W. Haubold, EDFC) - gewann 2008 den DSFP.

Eingefleischte Buchliebhaber weinen nun den alten Zeiten nach und sagen “Oh, schade, jetzt ist mein Fantasia-Buchregal plötzlich so einsam …” – andere sehen es als Chance. Denn durch die Umstellung auf eBooks kann jetzt viel mehr und viel günstiger publiziert werden. So wird wohl auf Dauer sicher gestellt, dass der Vereinszweck auch weiterhin erfüllt werden kann – auch wenn man sich nun vor den Monitor bequemen muss, um die eFantasia zu lesen.
Ich wünsche dem Verein jedenfalls auch in Zukunft alles Gute und hoffe, dass noch mehr Menschen Interesse am EDFC und an phantastischer Literatur generell bekommen und evtl. Neumitglieder werden, denn wie schon erwähnt ist der Jahresbeitrag ja äußerst human.

 

Zur Zukunft des Vereins und zur eFantasia habe ich Michael Haitel ein paar Fragen gestellt.

Und hier das Interview mit Gustav Gaisbauer, dem Vorstandsvorsitzenden des EDFC …

EDFC-Homepage