Thorsten Küper ist Autor von SF-Geschichten, Blogger und Filmemacher. Zusammen mit den Literaturvereinigungen „Bitterschlag“ und „Brennende Buchstaben“ veranstaltet er regelmäßig Literaturevents (online in SecondLife, offline meistens im Ruhrgebiet). Er wurde schon vielfach für die einschlägigen SF-Preise nominiert (KLP und DSFP). Seine Storys fanden Eingang in die wichtigsten deutschsprachigen SF-Magazine wie z. B. Nova, Alien Contact, aber auch in Publikumszeitschriften wie die c’t. Küper versteht sich als echter Cyberpunk, deshalb auch sein Pseudonym „Kueperpunk“. Einige interessante Artikel vom „Kueperpunk“ zu Kabeln am Kopf und anderen Cyberpunklichkeiten findet man bei Telepolis (http://www.heise.de/tp/autor/thorstenkper/default.html), Kurzartikel und Kommentare auch tagesaktuell in seinem Blog (Link s. u.). In seinem „Kafé Kruemelkram“ in SecondLife finden regelmäßig Lesungen der wichtigsten deutschsprachigen SF-Autoren statt. Küper nutzt das Internet als virtuelle Plattform für seine Texte und Kritiken, die oft bissig und satirisch sind, aber meistens einen ernsten Hintergrund besitzen. Als Hobby-Filmemacher hat er sich bislang noch keinen großen Namen, aber immerhin auf sich aufmerksam gemacht: „Dystopia X“, „Frauen“, „Herr J.“ und die Thunderbolt-Videos seien hier einmal erwähnt. Im richtigen Leben ist Herr Küper Physiklehrer und wohnt in Herne/Westfalen.
dsf führte ein kurzes Interview mit dem Autor …
Thorsten, du giltst seit Jahren als aufgehender Stern am deutschen SF-Autoren-Himmel. Allerdings schreibst du bislang nur Kurzgeschichten und Erzählungen. Wann kommt dein erster Roman? Oder bist du der Meinung, ein guter SF-Autor schreibt und trinkt hauptsächlich Kurzes?
Streich doch mal die Scheißformulierung im ersten Satz. Aufgehende Sterne sind die Vergessenen von Morgen aus den Castingshows.
Was den Roman angeht: Man spielt mit dem Gedanken. Allerdings gibt es da eine inoffizielle Regel, behaupte ich: Lang kann jeder.
Sich eine kurze, prägnante Geschichte einfallen zu lassen, die Welt, in der sie spielt, überzeugend zu umreißen und dann noch eine Pointe anzubieten, das ist die Kunst.
800 Seiten Wälzer, die ein Hochvakuum an Ideen ummanteln, überschwemmen seit langem unsere Buchläden. Siehe die Fantasyszene. Ein Haufen warme Luft, für den ganze Wälder abgeholzt werden. Klar gibt es gute Romane. Aber ich sehe gerne Ergebnisse und möchte nicht monatelang auf irgendetwas herum kauen, das genauso gut 4 oder 5 gute Kurzgeschichten hätte liefern können.
Erzähl uns ein bisschen was über deine Vorgehensweise, wenn du eine neue Story entwirfst bzw. schreibst.
Zettel mit Notizen darauf, die ich kaum entziffern kann, denn handschriftliches Schreiben macht mich nervös. Aber ich brauche Notizen, denn nicht immer ist der Computer an. Unten am Fuß des Textdokumentes stehen meistens die Details, die ich noch einbauen will. Fakten, Erklärungen, Dialogfetzen, prägnante Sätze, Boshaftigkeiten. Ich trinke dabei viel Kaffee und gehe oft zum Kühlschrank. Belohnungsprinzip. Musik inspiriert zwar, aber ich kann sie beim Schreiben nicht hören, das bringt mich sofort raus. Wenn die Story fertig ist, bleibt sie erst mal ein paar Tage liegen. Dann von vorn lesen und glätten.
Das satirische Element ist ein ständiger Begleiter, wenn man deine Storys liest. Kommt das daher, weil du dich in deinem Beruf als Physiklehrer immer streng an die Fakten halten musst und daher einen Ausgleich brauchst?
Satirisch? Tatsächlich? Ich dachte, das wäre Zynismus. Also Storys wie „Warten auf Kogai“, „Hayun“ oder meinetwegen auch „Projekt 38“ haben einen satirischen Einschlag. Eine Story, die ich gerade fertig gestellt habe würde ich auch sofort als Satire bezeichnen, stimmt. Aber den meisten fällt eher mein Hang zum Zynismus auf. Ich mag es einfach, wenn Leute ins Gras beißen.
Mit meinem Beruf als Physiklehrer hat das nichts zu tun, aber je nach Thema verfalle ich durchaus auch in meinem Job in eine Erzählweise, die etwas an meine Storys erinnert.
Neben deinem literarischen Schreiben bist du auch Blogger. Findest du, dass das Bloggen eine modernere und persönlichere Form von Newsmeldungen ist? Welche Vorteile bietet es für dich als Sender und für deine Leser als Empfänger?
Ich benutze das Blog natürlich, um auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Seit gut drei Jahren veranstalte ich ja nun auch virtuelle Lesungen gemeinsam mit den Brennenden Buchstaben. Da ist das Blog natürlich schneller und viel effektiver als ein Newsletter, den zu abonnieren ich ja erst einmal jemanden überzeugen muss. Und da ich gern über alles, was so in meinem Leben passiert, schreibe und das meistens sehr schnell, ist das Blog die einzig sinnvolle Option. Außerdem behaupte ich, zu den Bloggern mit besonders kurzer Reaktionszeit zu gehören.
Bitte teile uns doch zum Schluss noch kurz mit, welche deutschsprachigen SF-Autoren du besonders schätzt und warum …
Tja, ich lese eigentlich nur sehr wenig Science Fiction. Tendenziell gefallen mir die Kollegen am besten, die Science Fiction in der Richtung betreiben, in der auch ich es tue. Da wären natürlich Michael Iwoleit und Frank Hebben zu nennen. Die lieben es genauso finster und zynisch wie ich und sie machen etwas, das ich hemmungslos als deutschsprachigen Cyberpunk bezeichne. Darf man ja fast gar nicht mehr, weil sofort ein Pseudoexperte nölt, der sei sowieso tot.
Was ich überhaupt nicht mag, ist das lustige Zeug nach Adamschem und Pratchettschem Vorbild. Als Physikstudent wurde einem das fast als Pflichtlektüre angedreht. So schon mal gar nicht. Kann man lesen, man kommt aber auch gut ohne aus. Ich hab‘s lieber finster und spannend. Passt dazu, dass ich auch fröhliche Musik nicht ausstehen kann. Das bedeutet aber nicht, dass ich mir nicht selbst die Freiheit nehme, ab und zu mal auf lustig zu schreiben.
Bücher
„Sinzigs Arche / Ein normaler Tag im Leben eines Gottes“ (G. Meyer, 2000)
Homepage
Blog (Satiren, aktuelle Infos)
http://kueperpunk.blogspot.de/
SL-URL zum Kafé Kruemelkram