Lesungsbericht: Steve Hogan, “Steampunk-Saga 1”

Steve Hogan ist der Autor einer mittlerweile sechs Teile umfassenden Steampunk-Saga. Unser SL-Korrespondent BukTom Bloch hat seine Lesung im Kafé Kruemelkram besucht …

Steve Hogan: Die Steampunk-Saga

Livelesung im Kafé Kruemelkram in SecondLife

von Burkhard Tomm-Bub (aka BukTom Bloch)

Steampunk de luxe: Aus der ersten Episode seiner Steampunk-Saga „Tinker Kate und die geheime Brüderschaft“ las am Abend des 18. Mai der vielseitige Autor Steve Hogan im Kafé Kruemelkram in Second Life einige spannende Kapitel und stellte sich anschließend den Fragen der interessierten AvatarInnen. Eine erfolgreiche Veranstaltung, denn in der Tat hat Hogan noch „viel mehr drauf“, als Jerry-Cotton-Romane zu schreiben!

Aber wie gerät nun ein äußerst produktiver Schreiber, ein mittels Hochbegabten-Stipendiums erfolgreicher Literaturwissenschaftler und Soziologe und begeisterter Degenfechter in ein „seit langem totes Spiel“, wie Second Life (SL) von einigen genannt wird? Ganz einfach: Wie circa 60 andere SchriftstellerInnen auch, die von der dort eminent aktiven Literaturgruppe „Brennende Buchstaben“ in den letzten Jahren eingeladen wurden. Diese Gruppe um Kirsten Riehl aka Zauselina Rieko und Thorsten Küper aka Kuperpunk Korhonen betreibt dort auch das ausgedehnte „Kafé Kruemelkram“, in dem zahlreiche literarische Aktivitäten verschiedenster Art umgesetzt werden. Und ebenso wenig wie Second Life ein „Spiel“ ist, kann man hier nämlich von „tot“ reden – das Engagement im Bereich Kunst, Kultur, Literatur, eLearning und auch des gemeinnützigen Handelns zeigt im Gegenteil eine deutlich ansteigende Tendenz. Ein Basic-Account ist kostenlos und bei der Installation und den ersten Schritten findet sich stets eine hilfreiche virtuelle Hand. So wagte auch Steve Hogan mit seiner Steampunk-Saga diesen Schritt.

 

Steampunk erfreut sich in SL durchaus überdurchschnittlichen Interesses: was kann für den Fan reizvoller sein, als Tesla-Apparaturen, Dampfschiffe, skurrile Fliegerbrillen, Dampfhubschrauber und ähnliches mehr selbst zu erschaffen und zu benutzen!

Steampunk – das ist laut wiki „… ein Phänomen, das als literarische Strömung in den 1980ern begann und sich zu einem Kunstgenre, einer kulturellen Bewegung, einem Stil und einer Subkultur ausgeweitet hat. Dabei werden einerseits moderne und futuristische technische Funktionen mit Mitteln und Materialien des viktorianischen Zeitalters verknüpft, wodurch ein deutlicher Retro-Look der Technik entsteht … Steampunk fällt damit in den Bereich des sogenannten Retro-Futurismus, also einer Sicht auf die Zukunft, wie sie in früheren Zeiten entstanden sein könnte.“

 

Und in genau diesem Environment entfaltet sich Hogans Saga. Er entführt die Zuhörenden in ein Geschehen zur Zeit der Weltausstellung Mitte des 19ten Jahrhunderts – allerdings in eine „etwas andere“ Welt. Steampunk eben! In den Informationen des Verlages liest sich das sehr treffend so: „London, wir schreiben das Jahr 1851. Flugmaschinen durchkreuzen den Himmel über London, rußiger Qualm hängt in der Luft, die Technik triumphiert, und bald wird Queen Victoria die Weltausstellung eröffnen. Mittendrin fliegt die mutige und freiheitsliebende Kate Fenton mit ihrem Dampfkutter über die Dächer der Metropole. Alles ändert sich, als sie einen attraktiven Gentleman mit an Bord nimmt, der Blutflecken an der Kleidung hat. Das Abenteuer von Tinker-Kate beginnt …“

In der Tat eignet sich SL sehr für Livelesungen. „Wie sonst will man Leute aus allen möglichen Ländern an einem Ort zusammenbringen, um einer Lesung zu lauschen?“, heißt es in einem der Blogs die über Steve Hogans Lesung berichten. Von technischen Problemen gänzlich unbelastet beendete Hogan nach einiger Zeit den Vortrag mit einem spannenden Cliffhanger – was die Zuhörenden aber nicht zu sehr beunruhigte, denn zum Glück kann man sich Band 1 (der insgesamt neun Episoden) kostenlos bei Amazon oder bei Cora.de downloaden.

Steve Hogan ist ein Mann der vielen Pseudonyme: Martin Barkawitz, Jerry Cotton, Jack Slade und Nicolas Grave sind einige von ihnen. Ebenso vielfältig waren die Fragen und Antworten, die sich an die Lesung anschlossen.

Der seit 1997 hauptberufliche Autor und Vielschreiber (er mag diese Bezeichnung, die ja unter anderem auch für Karl May gelten würde), schreibt das, was er selbst gerne lesen würde: Krimi, Western, Grusel, Fantasy – die ganze Palette, wie er sagt. Und nun eben auch spannenden und atmosphärischen Steampunk! Auch mit dem Begriff Trivialliteratur hat er keine Probleme. Das, was Autoren von Heftromanen machen, würde ja generell eher belächelt. Das habe er aber im Vorfeld gewusst und dies hänge ja auch wesentlich mit der Geschichte des Heftromans zusammen, der in einer Zeit entstanden ist, als gebundene Bücher sehr teuer waren.

Eine faszinierende Idee, die spontan geäußert wurde, war Tinker-Kates Luftschiff alsbald einmal in Second Life nachzubauen. Eventuell will sich hier namentlich Cythleen Earhart daran versuchen (die ebenfalls literarisch sehr aktiv ist und ihren SL-Nachnamen keineswegs zufällig wählte). Man darf also – nicht nur auf die nächsten Lesungen – gespannt sein!

 

Die nächsten Lesungen im Kafé Kruemelkram

1. Juni: Bernhard Giersche (Bruder vom Verleger Harald Giersche)

16. Juni: Frank W. Haubold (dürfte wohl allen bekannt sein)

 

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Ein weiterer Bericht zur Lesung

 

Blog der Veranstalter

 

Artikel zu Kultur in SecondLife

Noch ein Artikel zur SL-Kultur

Interview mit Thorsten Küper zu SecondLife