Soeben ist der zweite Band der Reihe D9E im Wurdack-Verlag erschienen: “Das Haus der blauen Sonnen”. Dieser Roman wurde nicht nur mit Spannung erwartet, weil jeder Leser nach dem Auftakt mehr über das Universum in Zeiten der “Neunten Expansion” der Hondh erfahren möchte, sondern weil hiermit der ansonsten für intelligente Kurzgeschichten-Unterhaltung bekannte Autor Niklas Peinecke sein Debüt in der Langform gibt. Grund genug für dsf, ihn zum neuen Buch zu befragen.
dsf: Niklas, soeben ist Dein erster Roman erschienen. Wie fühlt sich das an?
Niklas: Auf jeden Fall bin ich aufgeregt. Ich habe ja nun fast ein Jahr dem Termin entgegengefiebert, da ist es ein seltsames, aber auch schönes Gefühl, wenn der Termin näher rückt.
dsf: Eine große Rolle im Roman spielt eine künstliche erschaffene Welt. Selbst für altgediente SF-Leser ist die durchaus ungewöhnlich beschaffen. Wie kommt man auf sowas?
Niklas: Ich wollte auf jeden Fall etwas ähnliches wie in Ringwelt oder einigen Romanen von Clarke haben, auch das Stichwort Dyson-Sphäre spielt hier eine Rolle. Eine offene Kopie sollte es aber nicht sein, eher dachte ich daran, die mechanische Beschaffenheit zumindest halbwegs plausibel zu halten. Daher musste ich das Konzept etwas variieren, bin aber natürlich trotzdem schnell an die Grenzen des heute Denkbaren gestoßen.
dsf: Hast Du zu den physikalischen Verhältnissen vorher Berechnungen angestellt?
Niklas: Ja, allerdings eher was die topologischen und geometrischen Eigenschaften angeht. Ich denke, wenn ein Materialwissenschaftler oder ein echter Ingenieur sich des Ganzen annehmen würde, würde er den Kopf schütteln.
dsf: Wieviel Masse hat das ganze … Gerät?
Niklas: Deutlich unterhalb einer Jupitermasse, aber ungefähr dessen Umfang.
dsf: Ist Arthur C. Clarke einer Deiner Lieblingsautoren?
Niklas: Definitiv! Meine erster echter SF-Roman war “Die sieben Sonnen”, den meine Mutter günstig von einem Wühltisch gezogen hat. Danach war ich erstmal für die einfachere SF verdorben!
dsf: Eine erstaunlich große Rolle in Deinem Roman spielen KIs. Beim Lesen kam es mir so vor, als hättest Du Dir zu diesem Thema sehr viele Gedanken gemacht. Inwiefern sind Deine KIs anders als in anderen Werken der SF und warum?
Niklas: Das hat sich zunächst mal beim Schreiben so ergeben, denn ich wollte eine Darstellung der KIs, wie man sie vielleicht nicht aus den kanonischen Serien kennt, in denen KIs überlegte, sehr rationale Maschinen sind. Stattdessen schwebte mir ein Ansatz von traumatisierten, meist leicht psychotischen Wesen vor, die vielleicht bloß wegen ihrer vielfachen Verwendbarkeit in technischen Systemen nützlich sind.
Ein Vorbild war vielleicht das Jonny-Taxi aus der ersten Total-Recall-Verfilmung.
dsf: Eine digitale Persönlichkeitskopie wäre also keineswegs rational wie (vermeintlich) ein Computer, sondern hätte Emotionen und psychische Störungen?
Niklas: Auf jeden Fall. Denn wenn die Persönlichkeit tatsächlich zu einem relevanten Teil emuliert oder simuliert werden kann, dann bedeutet das ja letztlich eine ähnliche Erfahrung, wie etwa eine zumindest teilweise sensorische Deprivation, die wohl kaum jemand gut ertragen könnte. Letztlich ist das vielleicht vergleichbar damit, lebendig begraben zu sein, was ja in der Phantastik ein großes Thema ist.
Du thematisierst das ja ähnlich in den eDead-Geschichten.
dsf: Eine der KIs in Deinem Roman macht eine Veränderung durch, die drastischer ist als bei den meisten Figuren in anderen Romanen. Was ist von dieser Figur noch zu erwarten?
Niklas: Ich ahne, auf wen Du Dich beziehst, und ich kann versprechen, dass dieser Charakter zumindest im folgenden Band eine zentrale Rolle spielen wird.
dsf: Verglichen mit dem ersten D9E-Roman, “Eine Reise alter Helden” von Dirk van den Boom, werden fast mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten deutlich. Erlaubt es die Freiheit des “shared universe” euch als Autoren, die Serie als eine Art Spielwiese zu begreifen?
Niklas: Ich denke, dass das einer der Hauptpunkte war, warum wir uns für diese Shared-Universe-Konstruktion entschieden haben, im Gegensatz zu stringenteren, aber dadurch eben auch beengteren Konzepten wie einer traditionellen Serie. Zumindest für mich war das ein absolutes Eintrittskriterium. Wenn ich diese Freiheit nicht gehabt hätte, wäre die Serie für mich als Autor ein ganzes Stück weniger interessant gewesen.
dsf: Den Fortsetzungsroman zum “Haus der blauen Aschen” hast Du schon fertig, wie man hört. Wann kommt er raus und was kommt darin auf die Leser zu?
Niklas: Aufgrund der Planung des Verlags mit einem Band alle drei Monate wird “Die Seelen der blauen Aschen” erst im Januar 2015 erscheinen können. Das klingt nach einer langen Zeit, aber ich hoffe, dass die anderen Bände diese Wartezeit ansprechend versüßen. Die Leser dürfen sich auf jeden Fall auf ein gewaltig gesteigertes Tempo mit massenweise Explosionen, einigen Cliffhangern und einer Expedition in die mysteriöse Unterwelt von ERC 238 freuen.
dsf: Vielen Dank für das Gespräch!
Niklas: Bitte!
“Das Haus der blauen Aschen” beim Wurdack-Verlag
Das Interview führt Uwe Post per Skype.