Rezension: “Influence” von Christian Linker

Eines schönen Tages in nicht allzu ferner Zukunft bringt ein Hackerangriff das ganze Internet zum Zusammenbruch – und mittelbar fast weltweit die gesamte davon abhängige Infrastruktur. Das kann kein Zufall sein, sagt sich der Protagonist des Romans “Influence” von Christian Linker, denn er hat gerade in der Hosentasche einen USB-Stick mit Geheiminformationen, den er in Köln an einen anonymen, anarchischen Blogger übergeben soll …

Heutzutage muss die Science Fiction gar nicht weit in die Zukunft schauen, um nach dramatischen Geschichten zu suchen. Viele Was-wäre-wenn-Fragen, die sich heute stellen, sind in der SF unbestellte Äcker. Zumindest für den genannten Fall hat Christian Linker spannende Ideen ausgesät – und, um im Bild zu bleiben, einen lesenswerten Thriller geerntet.

Linker bleibt immer nah an seinen Figuren, nur selten lässt das Tempo nach. Freilich wird nicht jeder Leser alle Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf den Internet-Ausfall für wahrscheinlich halten, aber gegen ein bisschen Spekulation und Fiktion gibt es ja nichts einzuwenden. Unter dem Strich wirkt die Handlung jedenfalls schlüssiger als typische Popcorn-Movies made in Hollywood.

Eingebettet in eine spannende Geschichte bietet Linker viel Stoff zum Nachdenken über die Gegenwart, speziell über Influencer und andere Internet-Phänomene. Er gönnt sich auch den einen oder anderen genüsslichen, satirischen Seitenhieb. Der Roman bietet einen ordentlichen Unterhaltungswert – und, das darf ich ohne groß zu spoilern verraten, eine der sonderbarsten Sexszenen, die mir seit geraumer Zeit untergekommen sind.

Einzig vorwerfen möchte man dem Roman das Ende: Das ist nicht nur offen, es ist einfach gar keines – im Grunde hört die Geschichte in der Mitte einfach auf. Womöglich ist die Fortsetzung aber bereits im Entstehen begriffen. Wir halten die Augen danach auf.

Unterhaltung: Anspruch: Originalität: