Rezension: “Unter den Sternen von Tha” von Heribert Kurth

Knapp 500.000 Jahre in der Zukunft: Unser Heimatuniversum ist erforscht und besiedelt, außer uns gibt es darin kein intelligentes Leben. Eine rätselhafte fremde Rasse, die aus einem Nachbaruniversum stammen muss, beauftragt den Navigator Ttrebi H*tr damit, die Geschichte der Menschheit zu protokollieren. Um den Auftrag abzuschließen, erhält er das Privileg, ein Jahr auf dem streng geschützten Planeten Tha zu verbringen. Dort gelangt er – unter dem Einfluss der Blüten einer heimischen Pflanze – zu ganz neuen Erkenntnissen über die Zusammenhänge zwischen den Entdeckungen und Erfindungen der menschlichen Rasse und ihren (möglichen) religiösen Voraussetzungen.

Das Debüt von Heribert Kurth lässt sich in keine bekannte Schublade packen. Wer Action oder gar Space Opera erwartet, wird mit Sicherheit maßlos enttäuscht. Das Buch ist ein Protokoll, noch dazu ein Fragment, das nicht weniger als knapp 500 Jahrtausende umfasst. Der Protagonist Ttrebi H*tr nimmt den “geneigten Leser” fest an die Hand und führt ihn durch eine weitgehend chronologische Auflistung der wichtigsten Ereignisse. Das Spektrum reicht von kurzen Einträgen bis zu mehrseitigen Abhandlungen: vom Fund seltener Erden auf dem Mars über die Entdeckung der “Parallelkörper” in der “Terunalzone” bis zum Bau “dunkler Energiekollektoren” und “Sekundärlichtrezeptoren” – wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Entwicklungen, die nicht nur überlichtschnelles Reisen ermöglichen, sondern der Menschheit sogar Blicke in die Vergangenheit erlauben.

Ein “Protokoll” ist die denkbar unattraktivste Form, eine spannende Geschichte zu präsentieren. Es ist der blühenden Phantasie des Autors zu verdanken, dass diese “Zukunftsgeschichte der Menschheit” stets unterhaltsam bleibt. Aufgelockert wird sie zudem von Ttrebi H*trs persönlichen, oft philosophischen Reflexionen. Er weiß den Leser auf die Folter zu spannen, indem er wichtige Ereignisse und Erkenntnisse erst später, an passender Stelle berichtet. So wird zum Beispiel nach und nach immer mehr über seine Auftraggeber bekannt. Und es wird eine rote Linie deutlich, nämlich dass alle intelligenten Rassen von der Neugier getrieben immer neue Grenzen überschreiten, um Antworten auf die grundlegenden Fragen zu erhalten: nach dem Ursprung ihrer Schöpfung und dem Sinn ihrer Existenz. (Die Antworten, die das Buch selbst gibt, kann man mögen oder auch nicht.)

Der Stil und die Sprache dieser “Niederschrift” sind so außergewöhnlich wie ihr Thema. Der Leser ist mit opulenten Satzgebilden, einer sehr gewählten Ausdrucksweise und vielen Übertreibungen und Superlativen konfrontiert. Diesen Stil, der ein wenig an längst vergangene Zeiten erinnert, mag nicht jeder als “passend” empfinden. Aber wer weiß schon, wie sich unsere Nachkommen im Jahr 500000 ausdrücken werden.

Unterhaltung:
Anspruch:

Ideenreichtum: