Nachdem der erste SF-Roman von Marc-Uwe Kling (“Qualityland”, Rezension hier) den Deutschen SF-Preis gewinnen konnte, stellt sich die spannende Frage, ob die Fortsetzung an diese Qualität anknüpfen kann.
Womit eines schon gesagt ist: Ja, es handelt sich um eine waschechte Fortsetzung. Um Staffel 2 der (geplanten) Streaming-Serie gewissermaßen, denn die Handlung schließt direkt ans Ende von Band 1 an, es treten die gleichen Figuren auf. Die Geschichte aus Band 1 sollte man beim Lesen optimalerweise noch im Kopf haben. Zwar ist dem Roman ein (dreieinhalbseitiges) Figurenregister vorangestellt, aber keine Zusammenfassung des bisherigen Geschehens. Wer Band 1 nicht gelesen (oder größtenteils vergessen) hat, wird vieles in Band 2 nicht verstehen.
Stilistisch ändert sich nichts: Die Kapitel sind kurz, die Hauptdarsteller wechseln, meist arbeiten sie sich dabei in pointierten Dialogen an technischen oder sozialen Problemen ihrer Gegenwart (und unserer!) ab. Das ist gekonnt, witzig, satirisch, aber von einem größeren Kontext, einer übergreifenden Geschichte, merkt man nicht viel. Nur eine Frage zieht sich durch das ganze Buch: Ist John of Us (der am Ende von Band 1 in die Luft gesprengt wurde) ein Red Herring oder taucht er doch nochmal auf?
Wie in Band 1 gibt es Zwischenspiele (weiß auf schwarz gedruckt), zum Beispiel Werbeeinblendungen oder Übertragungen besonders anstrengender Youtuber der Zukunft. Neu ist, dass einige Kapitel-Überschriften wie BILD-Schlagzeilen klingen (“5 Levelfähigkeiten, die dein Leben so viel geiler machen”) und dass streckenweise witzige Fußnoten die Seiten zieren.
Alles in allem ist “Qualityland 2.0” mit Sicherheit unterhaltsam, und auf die Verfilmung als Serie kann man sich freuen. Nicht erwarten darf man eine plausible, ernsthafte Geschichte oder komplexe Charaktere. Die Figuren wirken niemals real, sondern wie Akteure in einer Comedy-Serie. Da fällt es schwer, mitzufiebern, da kommt wenig echte Spannung auf.
Qualityland 2.0 leidet wie viele Fortsetzungen darunter, aus den Grenzen des (zu Recht erfolgreichen) Vorgängers nicht ausbrechen zu können – und ihn gerade deswegen in keiner Hinsicht übertreffen zu können. Wenn im Grunde jede Wendung erwartbar ist, kann sie nicht mehr überraschen. Trotzdem: Das Buch bietet Unmengen überaus intelligenter und witziger Ideen, so dass (wenn man Band 1 gelesen hat) kein Weg daran vorbei führt.
Unterhaltung:
Anspruch:
Originalität: