Kategorie: Aktuelles

Neu: “Sternenbrücke” von Robert Corvus

Bei Piper ist der neue SF-Roman von Robert Corvus erschienen: “Sternenbrücke”.

Bei der Detonation einer Sternenbrücke geht das Raumschiff von Yul Debarras Frau im Hyperraum verloren. Seitdem zweifelt Yul am Sinn seines Lebens, doch dann erhält er ein einmaliges Angebot: Als Bordarzt heuert er auf einem Raumschiff der Starsilver Corporation an, das die zerstörte Sternenbrücke reparieren soll. Yul nimmt den weiten Unterlichtflug in Kauf, da er hofft, so etwas über das Verschwinden seiner Frau herauszufinden. Doch wird er nach eineinhalb Jahrhunderten in einer Kälteschlafkammer wirklich das im Zielsystem vorfinden, was er sich erhofft hat?

Weitere Infos auf der Verlagsseite


Neu: Future Fiction Magazin (Deutsche Ausgabe)

Soeben ist die erste Ausgabe des neuen Future Fiction Magazine erschienen.

Das über 100 Seiten dicke Magazin ist als Print für 7 Euro und als E-Book für 3,99 bei Amazon erhältlich.

Enthalten sind Kurzgeschichten von Ian MacDonald (Nordirland), Lavanya Lakshiminarayan (Indien), Robert Corvus (DE), Martha Riva Palacio Obón (Mexiko) sowie Angela und Karlheinz Steinmüller (DE). Ferner enthalten sind Artikel von Phillip P. Peterson (DE) und Francesco Verso (IT) sowie ein Interview zum Thema Gaming der Zukunft mit Lavanya Lakshminarayan, die selbst an bekannten Casual Games mit programmiert hat. Die internationalen Beiträge wurden natürlich übersetzt.

Herausgegeben wird das Magazin von Sylvana Freyberg (SFCD) und Uwe Post (dsf).

Future Fiction ist ein internationales Projekt, in dem Autorinnen und Autoren aus allen Teilen der Welt Blicke in die nahe Zukunft werfen. Dabei liegt der Fokus auf Themen wie KI, Gaming, Fake News, Exobiologie, Solarpunk, Climate und Social Fiction. Das gilt auch für das neue Magazin. Zeitreisen und Weltraumabenteuer sind darin nicht zu finden.

Weitere Infos auf der offiziellen Webseite: futurefiction.de

Neu: “Pantopia” von Theresa Hannig

Bei FISCHER Tor ist der neue Roman von Theresa Hannig erschienen: “Pantopia”.

„Komm nach Pantopia. Hier sind alle willkommen!“
Eigentlich wollten Henry Shevek und Patricia Jung nur eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch durch einen Fehler im Code entsteht die erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten – Einbug.
Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Das Ziel: Die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte. Wer hätte gedacht, dass sie damit Erfolg haben würden?

Das 464 Seiten starke und 16,99 kostende Paperback erscheint am 23.2., das E-Book am 1.2.2022. Weitere Infos auf der Homepage der Autorin.

Neues Hörbuch: “Dark Triad: HWY51” von Thariot

Im Ronin-Hörverlag ist ein neues Hörbuch des deutschen Bestseller-Autors Thariot erschienen: “Dark Triad”

AD 7.783 – In 43 Stunden startet das letzte Raumschiff. Die Jericho-Mission ist das teuerste Fiasko der bemannten Raumfahrt.

Dennoch wird Ben, Fernaufklärer und Scharfschütze, aus dem Kälteschlaf geholt. Der Einsatz: Sicherung einer Stellung im Nirgendwo, dem HWY51. Natürlich gibt es hier keinen Highway, sondern nur extraterrestrischen Wüstendreck. Noch 7 Stunden. Als Ben erkennt, was auf dem Mond läuft, fliegt ihm der Laden bereits um die Ohren. Kein Ding, damit kommt er klar. Mehr zu schaffen machen ihm seine Erinnerungen. Aber als er den Grund der Jericho-Mission erfährt, schiebt er sich die Knarre in den Mund.

Alexander verabscheut Inkompetenz, Ungeschicklichkeit und mangelhafte Körperpflege. Die Forschungsziele sind mit dem Equipment sogar für ihn nicht realistisch. Dennoch arbeitet er weiter. Es gibt Gründe für den Mond Jericho – einen besseren Ort für dieses Projekt kennt er nicht. Das Magnetfeld gleicht dem der Erde wie kein weiterer Himmelskörper. Alexander irrt sich nie. Aber als wenige Stunden vor dem Projektabbruch Lua17b positiv reagiert, wünscht er sich, es getan zu haben. Dark Triad: HWY51 – Eine Geschichte des Anfangs und des Endes der Menschheit sowie über die Illusion dazwischen.

Weitere Infos sowie eine XXL-Hörprobe finden sich auf der Homepage des Verlags.

Neu: “Der Kandidat” von Christian J. Meier

Bei Polarise ist der neue Roman von Christian J. Meier erschienen: “Der Kandidat”.

Ist das, was du wählst, auch das, was du willst?
Deutschland in naher Zukunft. Sophie König steht kurz vor ihrem Ziel, die Psyche von Menschen in deren Datenspuren zu erkennen. Um ihren Traum zu verwirklichen, schließt die KI-Forscherin einen Pakt mit dem zwielichtigen Andy Neville, der auch vor digitaler Wählermanipulation nicht zurückschreckt.
Zur gleichen Zeit macht der charismatische Jungpolitiker Boris Riemann eine steile Karriere. In seinem Ringen um Wählerstimmen attackiert er die etablierte Präventionspolitik des amtierenden Bundeskanzlers.
Bald verbinden sich die Erfolge von Sophie und Riemann auf tödliche Weise …

Das Buch ist für 12,95 überall zu haben (E-Book natürlich ebenfalls). Weitere Infos im Verlagsshop.

Rezension: “Shadowrun – Wendigos Wahrheit” von David Grade

Wir hatten ja bereits einmal einen Shadowrun-Roman von David Grade rezensiert und waren seinerzeit positiv überrascht. Aktuell liegt das neue Werk des Autors vor: “Wendigos Wahrheit”.

Die Hauptfigur ist die auf dem Cover abgebildete Hermine Wendigo, eine Zwergen-Seniorin, die als Privatermittlerin in Dortmund arbeitet.

Der Autor inszeniert den Roman anfangs als film noir. So setzt er nicht nur ein Zitat von Philip Marlowe vor den Roman, sondern beginnt auch mit der klassischen Szene, mit der (gefühlt) jede Detektivgeschichte anfängt: Ein Klient betritt das Büro und erteilt einen Auftrag. Im vorliegenden Fall möchte der sichtlich mitgenommene Klient, dass Wendigo den Mord an seiner Frau aufklärt, den die (in Shadowrun bekanntermaßen korrupte) Polizei als unlösbar betrachtet. Schnell wird klar, dass die organisierte Kriminilatät dahinter steckt und Wendigo es mit Gegnern zu tun bekommt, die für eine ältere Zwergin nicht nur im Hinblick auf den Körperbau eine Nummer zu groß sind.

“Wendigos Wahrheit” erzählt keinen klassischen Shadowrun, es wird also keine Gruppe aus Magier, Hacker und Kämpfern zusammengestellt, die in einen Konzern-Tresorraum eindringen. Vielmehr erleben wir einen klassischen, und, soviel sei vorweggenommen, wenig überraschenden Plot, der sich um Zeugenbefragungen, Sichten von Beweismitteln und Suche nach dem Motiv dreht – nur eben nicht in einer regnerischen amerikanischen Großstadt, sondern im Rhein-Ruhr-Megaplex, konkret hauptsächlich in Essen und Dortmund.

Damit sind die größte Stärke und Schwäche des Romans bereits beide genannt: Einerseits macht es Spaß, durch das stark verfremdete Ruhrgebiet zu ziehen und in Imbissbuden brummigen Trollen zu begegnen. Andererseits wirkt die Hauptfigur zu keinem Zeitpunkt selbst in die Handlung involviert, man möchte sogar sagen: Sie hat den für sie absehbar extrem gefährlichen Auftrag nur angenommen, damit der Roman überhaupt stattfinden kann.

Zwar bemüht sich der Autor redlich um interessante, kreative Erzählweise (der größte Teil ist eigentlich eine Rückblende), das kann aber kaum kaschieren, dass hier die typischen Versatzstücke von Shadowrun ziemlich gewollt in eine Detektivgeschichte gepresst werden. Sogar der gefürchtete Deus ex Machina – ein überraschend mächtiges Artefakt, das vorher nicht weiter auffiel – muss herhalten, um Wendigo mehrfach das Leben zu retten, was übrigens für den Rest der Figuren eher nicht gilt: Diese fallen dem einen oder anderen Gemetzel zum Opfer, das, mutmaßlich den Vorlieben der typischen Leserschaft zuliebe, desöfteren äußerst blutig und menschenfeindlich ausfällt.

Anzumerken bleibt noch, dass der Roman etwas bietet, das man in aktuellen TV-Serien “diversen Cast” nennen würde. Ich habe nicht nachgezählt, würde aber wetten, dass ziemlich genau Parität zwischen den Geschlechtern herrscht, bis hin zur Spitze der Mafia, die von einer Frau besetzt ist. Verschiedene Hautfarben kommen genauso vor wie eine (man möchte fast sagen: obligatorische) Nebenfigur undefinierten Geschlechts, für die dann das Fürwort “ty” herhalten muss. Gegendert wird bis hin zu “die Wachenden” statt “die Wachposten”. Schön, dass in der sechsten Welt alles bunt und gleichberechtigt ist, und Wendigo fast überall eine Trittstufe bereitgestellt wird – es wirkt aber mehr gewollt als selbstverständlich. Nicht nur solche Szenen erscheinen oft etwas in die Breite getreten – viele Dialoge und Nebenhandlungen bringen den Roman nicht vorwärts, aber irgendwie dennoch auf 360 Seiten, damit Fans möglichst lange in ihre Shadowrun-Welt eintauchen können. Wer den Mord begangen hat, erfahren wir als Leser schon sehr früh – das hilft nicht gerade, die Spannung aufrecht zu erhalten.

Unter dem Strich ist der Roman sicher ein Fest für Shadowrun-Fans, alle anderen (selbst film noir-Freunde) werden wohl nicht allzu viel damit anfangen können.

Unterhaltung:
Anspruch:
Originalität:

Rezension: “Wie ich mit Jesus Star Wars rettete” von Joachim Sohn

Nachdem wir in unserer Rezension zum ersten Roman (“Wie ich Jesus Star Wars zeigte”) von Joachim Sohn dem Jesus-Zeitreise-Thema durchaus etwas abgewinnen konnten, haben wir uns nun auch die kürzlich erschienene Fortsetzung zur Brust genommen.

Das Geschehen schließt nahtlos an das Ende des ersten Romans an und bezieht sich vielfach darauf, so dass es keinen Sinn ergibt, ihn unabhängig zu lesen oder zu beurteilen.

Nachdem der Protagonist und Zeitmaschinen-App-Erfinder Florian Schneider ohne große Rücksicht auf Verluste im ersten Band Jesus dazu brachte, statt des Christentums die Jedi-Religion zu begründen, um zu beweisen, dass Religionen inhaltlich weitgehend austauschbar sind, musste er feststellen, dass die komplett veränderte Gegenwart (im wesentlichen Star Wars) auch kein Zuckerschlecken ist. Daraufhin beschließt der Protagonist, alles rückgängig zu machen, indem er erneut Jesus in der Vergangenheit aufsucht, um ihn von der Jedi-Sache wieder abzubringen.

Abgesehen davon, dass der Autor an dieser Stelle eine nicht endgültig geklärte Bobby-Ewing-Wendung (alles nur geträumt?) einbaut, ergibt sich aus dieser Anfangssituation eine völlig andere Basis für die Erzählung als im ersten Band: Denn ihm bleibt jetzt gar nichts anderes übrig, als die Evangelien nachzuerzählen. Dabei werden Jesu Wundergeschichten durch Zeitreisen oder billige Taschenspielertricks ermöglicht und langatmig nacheinander abgearbeitet – was übrigens aus Sicht der Religionskritik ins Leere geht, weil die ganzen Wunder sowieso nur glorifizierende Übertreibungen der Schreiberlinge viel späterer Jahre sind und eben keine Augenzeugenberichte. Vor allem aber wird so der größte Teil des Romans vollkommen vorhersehbar und leider ziemlich langweilig.

Erst etwa 35 Seiten vor Schluss, bei der Passionsgeschichte, geschieht endlich etwas Überraschendes, soviel sei verraten.

Immerhin schafft der Autor es, historische Fakten einzuflechten und einiges an Lokalkolorit rüberzubringen, obwohl die Figuren nur dann auf moderne Umgangssprache verzichten, wenn konkrete Bibelzitate rezitiert – Entschuldigung, vorproduziert – werden. Das vermutliche Anliegen des Autors, erneut die Austauschbarkeit von Religionen und deren Entstehung durch Mechanismen der Tradition zu untersuchen, blitzt gelegentlich in klugen Absätzen auf. Hauptsächlich aber handelt es sich bei dem Roman um zig Kürzest-Zeitreise-Tricks ohne besonderen Tiefgang oder Spannung. Die hauptsächlich der Bibel folgende Handlung lässt für Kreativität einfach keinen großen Spielraum. Das ununterbrochen bemühte Instrumentarium von Zeitreise und Teleportation ist hier nichts anderes als der deus ex machina, der Gott aus der Maschine, ohne den die Story schlicht nicht existieren könnte. Im Grunde machen sich Autor und Protagonist in dieser Geschichte selbst zu allmächtigen Wesen, die eigentlich am liebsten überhaupt keine Religion stiften würden – bloß lässt ihnen die Menschheit einfach keine andere Wahl. Das ist durchaus eine interessante These, die aber weder die Menschheit noch das Buch retten kann.

Unterhaltung:
Anspruch:
Originalität:

Filmstart: “STOWAWAY – Blinder Passagier”

Ab heute auf DVD und Blu-ray verfügbar ist der in Deutschland gedrehte Spielfilm “STOWAWAY”. Wir konnten den Film bereits sichten und können daher diese Neuerscheinungs-Info direkt mit einer Einschätzung verbinden.

Drei Astronauten starten zur 42. Mission auf den Mars, in zwei Jahren sollen sie zurück sein. Zur Crew von Captain Marina Barnett (Toni Collette) gehören die Medizinerin Zoe (Anna Kendrick) und der Biologe David (Daniel Dae Kim). Wenige Stunden nach dem Start entdecken sie einen unfreiwilligen blinden Passagier, Michael (Shamier Anderson). Eine Rückkehr zur Erde ist ausgeschlossen und schon bald stellt sich heraus, dass durch einen irreparablen Defekt am Versorgungssystem der Sauerstoff nicht für alle Passagiere ausreichen wird. Zehn Tage bleiben der Crew, um eine Entscheidung zu treffen.

Eins vorweg: Der Film ist ein Kammerspiel mit genau vier Personen in der Tradition erfolgreicher Streifen wie “Moon”, “Gravity” oder “Der Marsianer”. Man hört oder sieht nicht einmal die Gesprächspartner in der Basisstation, da die Kommandantin stets ein Headset benutzt. Der derart beschränkte Raum lenkt den Fokus des Zuschauers automatisch auf die Darsteller, die ihren Job hervorragend machen. Man merkt in jeder Filmminute, dass hier keine B-Film-Crew gecastet wurde, sondern überzeugende Charakterdarsteller.

Auch die Kulissen überzeugen: Das Innere des Raumschiffs sieht aus wie die ISS und eben nicht wie die Papp-Kulissen einer SF-Serie wie z.B. in “Dark Matter”. Physikalisch überzeugend dargestellt werden die Auswirkungen der künstlichen Schwerkraft und des Vakuums; der auf den ersten Blick ungewöhnliche Aufbau des Raumschiffs ist eine Variante, die ernsthaft für Marsflüge diskutiert wird.

© 2021, Stowaway Productions, LLC, Augenschein Filmproduktion GmbH, RISE Filmproduktion GmbH. All rights reserved.

Als die Crew unter Überlebensdruck fatale Entscheidungen treffen muss, genügen kurze, intensive Dialoge, um das Dilemma real erscheinen zu lassen. Das Drehbuch ist so geradlinig und geschickt angelegt, dass nur selten jemand “Erklärbär” spielen muss, um auch dem unaufmerksamsten Zuschauer begreiflich zu machen, was gerade Sache ist. Da die Mission offenbar in der Planungsphase unter Problemen litt (z.B. eigentlich waren nur zwei Astronauten eingeplant), ist das Risiko eines Fehlschlags im Vergleich zur Realität etwas höher.

Damit ist auch das größte Problem des Films genannt: Abgesehen davon, dass die Spannung fast ausschließlich davon lebt, wer die Mission überleben wird und wer nicht (und warum), muss man konstatieren, dass die Schwierigkeiten, in die die Astronauten geraten, ziemlich “gewollt” erscheinen. So sind die Sauerstoffvorräte offenbar ohne große Sicherheitsreserve berechnet, ein extrem wichtiges Lebenserhaltungsmodul nicht redundant ausgelegt und wie der blinde Passagier hinter einer festgeschraubten Abdeckung “vergessen” werden konnte, ist eine unbegreifliche Nachlässigkeit des Bodenpersonals – und dergleichen ist gerade in der Raumfahrt nicht besonders glaubwürdig. Spätestens bei einem Weltraumspaziergang ohne Sicherungsleine fragt man sich dann doch sehr ernsthaft, ob man es mit Profis zu tun hat (sowohl bei den Astronauten als auch bei den Autoren).

© 2021, Stowaway Productions, LLC, Augenschein Filmproduktion GmbH, RISE Filmproduktion GmbH. All rights reserved.

Speziell bei einem Hard-SF-Streifen, der auf wissenschaftliche Korrektheit sehr viel Wert legt, fallen unglaubwürdige Stellen eines Drehbuchs unangenehm auf. So gesehen basiert das durchaus überzeugende Spiel der Darsteller über ethische Themen auf einer arg konstruierten Prämisse. Wer darüber hinwegsehen kann, kommt bei der visuell ansprechenden Produktion auf seine Kosten.

Der Film läuft aktuell im kostenpflichtigen Leihprogramm von Prime und ab April 2022 auf Netflix, außerdem ist er überall als DVD und Blu-ray zu haben.

Neu: “Wie ich mit Jesus Star Wars rettete” von Joachim Sohn

Im (auf Kirchenkritik und Humanismus spezialisierten) Alibri-Verlag ist der neue Roman von Joachim Sohn erschienen: “Wie ich mit Jesus Star Wars rettete”.

Es handelt sich um die direkte Fortsetzung von “Wie ich Jesus Star Wars zeigte”. Diesen Roman hatten wir auf dieser Seite seinerzeit besprochen.

Skeptiker und Star Wars-Fan Florian Schneider hat die Weltgeschichte verändert, indem er erfolgreich in die Vergangenheit reiste und Jesus Star Wars zeigte. Doch die Star Wars-Welt, die er dadurch erschaffen hat, ist so ganz anders, als er es sich erhofft hatte. Zu allem Unglück will man ihm auch noch an den Kragen. Um Star Wars und sich selbst zu retten, sieht Florian nur eine Möglichkeit: Er muss erneut in die Vergangenheit reisen, Jesus ein weiteres Mal treffen und einige Ereignisse in der Geschichte korrigieren. Um dem Schicksal anderer Zeitreisenden zu entgehen, denkt sich Florian alias Ben Faber einen ausgeklügelten Plan aus. Doch schon bald begegnen ihm Personen, mit denen er nicht gerechnet hat…

Das 278 Seiten starke Paperback ist für 16 Euro überall zu haben. Eine Besprechung folgt in den nächsten Wochen.

Weitere Infos beim Verlag.

Rezension: “Von Zeit zu Zeit” von Hans Jürgen Kugler

Daniel Damberg, ein freischaffender Lektor und Konzertkritiker, wacht im Juli 2022 in seiner Wohnung in Freiburg auf und stellt fest, dass sich die Zeit um ihn herum extrem verlangsamt hat. Nur er selbst ist von diesem Phänomen nicht betroffen. Nach ein paar Stunden, in denen er seine Umgebung erkundet, kommt es zu einer Art Zeitraffer, und der Spuk, der die ganze Stadt erfasst hatte, ist vorbei. Das Erlebnis hat Daniel so verstört, dass es ihn noch lange beschäftigt. Der Arzt, den er konsultiert, kann ihm nicht helfen – ebenso wenig wie Tobias Heubach, Daniels früherer Mitbewohner und bester Freund, dem er sich anvertraut. In den folgenden Monaten kommt es zu weiteren ungewöhnlichen Phänomenen. Heiße Windstöße und Lichtblitze am nächtlichen Himmel führen Daniel und Tobias zunächst auf einen Joint zurück, den sie rauchen – bis Tobias verkohlte Fledermäuse auf dem Balkon und im Garten findet. Während einer Fahrradtour mit Iris Lutz, Daniels früherer Flamme, beobachtet das Paar in der Dunkelheit eigentümliche Leuchterscheinungen, die es für einen Meteoritenschauer hält. Auf einem Kurzurlaub bei Überlingen stranden die beiden dann in einem “Zeitverzögerungsfeld”, wie es Daniel im Vorjahr erlebt hat. Ihr Versuch, sich daraus zu befreien, wird zu einem dramatischen Überlebenskampf.

Mit seinem jüngsten Buch hat der Autor, Journalist und Herausgeber Hans Jürgen Kugler einen kleinen, feinen Roman geschrieben. Klein, weil er nur 180 Seiten umfasst, aus einem einzigen Blickwinkel – dem der Hauptfigur – geschrieben ist und sich regional auf wenige Schauplätze konzentriert. Fein, weil er in Sachen Story, Sprache und Stil zu begeistern weiß.

Die Handlung wird lange ausschließlich aus Daniels Sicht wiedergegeben – und sie erschöpft sich nicht in dem oben beschriebenen Plot. “Von Zeit zu Zeit” erzählt nämlich auch die Geschichte eines Mannes, der anspruchslos und selbstzufrieden ist und dem Neugier und Abenteuerlust abhandengekommen sind; der lange alleine gelebt hat und dem es deshalb schwerfällt, unbefangen auf andere zuzugehen. Als er seine Jugendliebe wieder trifft und sie ihm Avancen macht, werden ihm seine Defizite bewusst. Die gemeinsame Fahrradtour im französischen Jura weckt in ihm den Wunsch, sein Leben zu ändern. Doch das fällt ihm schwer. Es ist streckenweise geradezu quälend zu lesen, wie Daniel sich beim Versuch, Iris näherzukommen, immer wieder selbst im Weg steht.

Das albtraumhafte Erlebnis der Zeitanomalie einerseits und Daniels Hoffnung auf Veränderung andererseits bieten zahlreiche Anlässe für Gedanken und Gespräche über die Zeit, über die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf das Heute, über verpasste Gelegenheiten und neue Chancen. Die Reflexionen, die den Roman durchziehen, umfassen nicht nur Daniels und Iris´ Leben, sondern auch das ihrer ganzen früheren Clique aus Villingen.

Erst im letzten Drittel weitet das Buch den Blickwinkel: auf die Flugverkehrsleitung in Zürich, wo “Normalzeit” herrscht, und auf eine Passagiermaschine im Luftraum über dem Protagonisten, die in der Zeitanomalie festhängt – und der dasselbe Schicksal droht wie den Fledermäusen. Dadurch werden die Gefahren, die ein großes “Zeitverzögerungsfeld” darstellt, auf dramatische Weise deutlich gemacht.

Die schüchterne Liebesbeziehung, die sich langsam entfaltet, ist einfühlsam entwickelt – wenn auch nur aus Daniels Sicht dargestellt. Die Dialoge sind lebensnah und wirken nie verkünstelt. Zu den faszinierendsten Passagen gehören die, in denen Kugler die Zeitverzögerungsphänomene beschreibt: die Kälte in geschlossenen Räumen, die Beschaffenheit von Wasser in seinen vielen Erscheinungsformen, die Gefahren, die von Blättern, Grashalmen und Insekten ausgehen, und die Probleme damit, Nahrung zu sich zu nehmen.

Die Schauplätze des Romans sind Freiburg im Breisgau und die Gegend rund um Überlingen. Kugler versteht es, die Eigenart und Atmosphäre der Schwarzwaldmetropole und der Bodenseeregion in vielen Details einzufangen.

Eine weitere Stärke dieses durchweg lesenswerten Buchs ist sein Ende: Der Autor verzichtet auf eine detaillierte physikalische Erklärung des Zeitphänomens und belässt es bei einer Andeutung, die er Tobias´ Frau, einer Teilchenphysikerin, in den Mund legt. Was den Protagonisten selbst betrifft, überraschen die letzten Seiten, denn bei aller der Gefahrensituation angemessenen Tragik gibt es zumindest für Daniel und Iris eine versöhnliche Lösung.

Unterhaltung:

Anspruch:

Originalität: