Kategorie: Rezensionen

Rezension: “Babylon” von Thomas Thiemeyer

Babylon

“Babylon” von Thomas Thiemeyer ist für den diesjährigen Kurd-Laßwitz-Preis in der Kategorie bester Roman nominiert.

Das Buch ist nicht schlecht. Hebt sich deutlich von dem Trash ab, von dem so viel heutzutage produziert wird. Aber es ist leider vorhersehbar, was passiert. Es ist konstruiert, klar, das ist jedes Buch, aber hier ist es überdeutlich. Ich hatte es befürchtet.

Nun, warum habe ich es gelesen? Warum habe ich die drei Vorgängerromane gelesen?

Die Antwort auf die zweite Frage ist einfach: Mir wurde Babylon als überragendes Science Fiction Buch empfohlen. Da es sich um den vierten Teil handelt, habe ich zuerst die ersten drei gelesen. Alle nicht schlecht, aber eben auch nicht überragend. Und nun dies. Der Grund für die Lektüre der ersten drei. So gesehen hat es mich sehr enttäuscht.

Aber bleiben wir fair.

Der Autor beleuchtet einen Krisenherd unserer Zeit: Kleinasien mit allem, was dazu gehört. Dabei versucht er durchaus jede handelnde Figur zu durchleuchten, versucht, dem Leser deren Motive nahezubringen. Das gelingt teilweise recht gut, teilweise bleiben die Figuren eindimensional. Das mag daran liegen, dass es einfach zu viele sind. Klar benötige ich Nebendarsteller in einer Handlung, das war schon in Star Trek so. Wenn ich aber jedem Nebendarsteller das Recht einräume, sehr viel zur Handlung beizutragen, dann benötige ich viel mehr, sehr viel mehr, Platz, als dieser Roman hergibt.

Die Story ist schnell erzählt. Da wird ein Tempel entdeckt, im uralten Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Ein Turm, in die Tiefe gebaut und nicht in die Höhe. Ist es der alte Turm zu Babel? Unsere Protagonisten und so manche andere Nebenfigur (z. B. IS Schergen) machen sich auf den Weg, finden nebenbei in Griechenland den uralten Schlüssel, der benötigt wird, um das Portal zu öffnen. Man dringt ein, metzelt sich gegenseitig nieder, bis lediglich eine Handvoll Protagonisten übrig bleiben und dann kommt die Esoterik… zu Hauf!

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist das hochbegabte Kind. Einerseits bezweifle ich, dass es Kinder in dieser Ausprägung gibt und ich habe insoweit Erfahrung damit, dass eines meiner Kinder ebenfalls hochbegabt ist. Da fehlt Tiefe, da fehlt die Aggression auf das Leben auf die Welt, da fehlt so viel! Das ist leider nicht realistisch geschildert, das erinnert eher an Wesley Crusher! – Der hat auch nur genervt. Ein wenig ist die Figur sicher der Tatsache geschuldet, dass der Roman jugendliche Leser ansprechen soll, aber mögen die sich mit Wesley Crusher identifizieren?

Und der Science-Fiction-Aspekt?

So gut wie nicht vorhanden. Leider. Ganz am Ende kommt dann kurz ein Außerirdischer vor, so man ihn so nennen mag. Und eine direkte Verbindung zum ersten Band. Das war es dann. Ansonsten ein stinknormaler Thriller mit einem ganzen Haufen Esoterik.

Das Buch ist etwas für Leser, die nicht an Überraschungen während des Lesens interessiert sind, die es sich gemütlich machen möchten und der Handlung folgen, so, wie wenn man auf einer geradlinig gebauten Autobahn stundenlang fährt und am Horizont sieht, was auf einen zukommt.


Außerdem wird der SF-Aspekt dann auch noch von zu viel Fantasy und Esoterik überlagert. – Schade.

 

Rezension: “Die Welten der Skiir – Prinzipat” von Dirk van den Boom

Vor 200 Jahren wurde die Frage, ob wir allein im Universum sind, endgültig beantwortet. Eine übermächtige Alienrasse, die Skiir, startete eine Invasion der Erde, die nach kurzen, aber heftigen Kämpfen vorüber war. Die Herrscher der Galaxis hatten einen weiteren Planeten erobert. Sie verboten die Technik und übernahmen die Kontrolle der Polizei, der Verwaltung und der Religion. Diese Dreiteilung gibt es auch in der Gesellschaft der insektenähnlichen Skiir: das Protektorat, das Prinzipat und das Patronat. Es folgte eine komplette Isolierung der Erde, kein Kontakt zu anderen Planeten und kein technischer Fortschritt.

Wir lernen im Verlauf der Handlung, dass jede Gruppierung der Skiir eigene Ziele verfolgt. Und mittendrin befinden sich die Menschen. Nach der langen Isolation darf endlich eine kleine Gruppe von Menschen unter der Führung der Skiir die ersten Schritte zur Eingliederung in die Gemeinschaft der Außerirdischen unternehmen. Sie machen sich auf den Weg zur Sternenstation, dem Verwaltungszentrum der Skiir. Dort treffen sie auf viele sehr verschiedenartige Bewohner der Galaxis. Zu dieser ausgesuchten Gruppe gehören der Botschafter Flokhart Eder (er macht eine erstaulich Verwandlung durch), seine Assistentin Bixa Li (die mehr als eine Assistentin ist), eine menschliche Vertreterin des Patronats Yolana (sie ist fanatisch den Skiir ergeben) und ein Wissenschaftler. Vor dem Abflug wird jedoch der ursprünglich ausgewählte Wisenschaftler, Dr. Torgen, ermordet. Das Motiv für den Mord ist eines der Rätsel in dieser Story. Außerdem greift eine starke unbekannte Macht den Planeten der Auleli an. Die Königin wird bei diesem Angriff getötet und somit ein ganzes Volk ausgelöscht, da nur sie für Nachwuchs sorgen kann. Wer ist für den Genozid verantwortlich? Auch die Skiir sind erschrocken über diese Tat. Und wir treffen noch auf eine Widerstandsgruppe, die im Geheimen gegen die Skiir agiert. Gehören die Aliens, die auf der angeblich isolierten Erde entdeckt werden, auch dazu? Und was sind das für schwarze, blitzschnelle und tödliche Schatten, die es dem Investigator schwer machen, den Mord von Dr. Torgen aufzuklären, der im Übrigen kein Mensch war. Und diese Schatten greifen dann auch noch die Sternenstation an. Gehören sie zu einem geheimen Projekt der Skiir und wenn ja, zu welcher Fraktion?

Endlich mal ein schönes Weltraumabenteuer, bei dem nicht gleich ersichtlich ist, was als nächstes passiert. Mehrere Handlungsstränge führen uns in eine komplexe Welt von Morden, Intrigen und Geheimnissen. Eine bunte Vielfalt an Außerirdischen und reichlich Action halten die Spannung bis zum Schluss. Die Handlung ist soweit schlüssig. Der Cliffhanger am Ende dieses ersten Bandes verlangt nach der Fortsetzung. Warum kam es zu internen Machtkämpfen zwischen den so mächtigen Skiir und was für eine Rolle spielen die Menschen in dem Ganzen?

Rezension: “Vektor” von Jo Koren

Dr. Alpha Novak ist Ärztin auf der Raumstation Eris TKS, die sich auf einer Umlaufbahn um den Mars befindet. Das Leben dort ist sehr beengt. Viel Platz und Ablenkung vom täglichen Geschäft gibt es nicht. Aber sie hat sich für fünf Jahre verpflichtet, hier unter nicht ganz idealen Bedingungen zu arbeiten.

Sie ist eine engagierte Ärztin, die nicht abgestumpft ist, denn sie möchte helfen. Auch dem Patienten, der mit einem defekten Herzimplantat in ihre Praxis kommt. Ein altes Modell, doch die Software kann repariert werden und dem Patienten geht es wieder gut. Trotzdem sollte das Implantat bald ausgewechselt werden. Als sie ihn in seiner Unterkunft aufsucht und ihn in die Klinik bittet, scheint er aber sehr verwirrt zu sein. Er spricht in seiner Muttersprache. Scheint zu träumen. Ein weiterer Check, auch des Hirnimplantates, wirft einige Fragen auf. Denn ebenfalls dieses scheint defekt zu sein.

So gut wie alle Menschen haben zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, Hirnimplantate zur Leistungssteigerung. Immer mehr Fälle von Gedächnisausfällen treten auf. Und dann spielt die Raumstation verrückt. Es gibt Probleme mit der Gravitation und zu alledem wird auch noch der Cheftechniker ermordet aufgefunden. Nebenbei erfährt man, warum Alpha auf der Station ist und was es mit ihrem Gehilfen Kit, einem Schimpansen, auf sich hat, der ebenfalls ein Hirnimplantat zur Intelligenzsteigerung besitzt. Während sich die Ärztin auf die Suche nach dem Problem macht, erfahren wir viel über Hirnforschung.

Die Geschichte verpackt sehr gut, wohin sich diese Forschung entwickeln kann und sie befasst sich außerdem mit den heiklen ethischen Fragen. Was passiert mit den intelligenteren Menschenaffen, die zu Testzwecken Hirnimplantat bekamen? In der Story bekommen diese eigene Rechte zugesprochen und können sogar einen Beruf ergreifen. Trotzdem finde ich es unglaubwürdig, dass es die ganze Zeit keine Viren in der Software der Hirnimplantate gab. Es gibt immer Menschen, die hier mit einem Eingriff eine Möglichkeit zur Manipulation von Menschen ausnutzen würden oder es einfach nur tun, weil sie es können. Ein spontanes, natürliches Auftreten eines solchen Virus ist da eher fragwürdig.

Störend für den Lesefluss waren die zum Teil sehr kurzen Kapitel. Besser wären hier vielleicht Abschnitte gewesen, um große Brüche zu vermeiden.

(Anm. d. Red.: Wir haben bereits eine Rezension zu diesem Buch veröffentlicht, aber diese hier hat einen anderen Blickwinkel auf das Buch, das mittlerweile auch für den DSFP nominiert wurde)

Infos beim Verlag

Rezension: “OMNI” von Andreas Brandhorst

In dieser Geschichte geht es um die Frage, was wichtiger ist: Das Leben vieler oder das einer einzelnen Person. Und da diese Frage nicht neu ist, ahnt man schon sehr früh, wohin die Reise führt.

Forrester lebt mit seiner Tochter Zinnober auf einem Planeten weitab von allem bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt. Er soll für seinen früheren Arbeitgeber, die Agentur, einen 10000jährigen Menschen namens Aurelius entführen. Es geht mal wieder um Macht. Benedict, das Oberhaupt dieser Agentur, hat viel und will noch viel mehr. Er will sich mit den OMNI angelegen. Die OMNI sind ein Zusammenschluss von Superzivilisationen, der die Macht über die Michstraße hat. Die Menschen sollen endlich dazu gehören und da trifft es sich gut, dass er eine entsprechend starke Waffe in seinen Besitz bringen konnte, das Artefakt. Mit dem kann er den Omni drohen. Auch wenn bei seinen Aktionen Menschen sterben, ist das für ihn nur Nebensache. Benedict verkörpert all das Böse und Schlechte im Menschen in geballter Form. Man kann sich kaum vorstellen, dass jemand wirklich so wie er handeln würde. Forrester soll ihm dabei gegen seinen Willen helfen und er macht sich auf den Weg, um Aurelius zu treffen. Vielleicht muß er ihn nicht entführen und kann eventuell sogar helfen. Mit 10000 Jahren Lebenserfahrung und der Technik der Omni in der Hand, kann man doch bestimmt so einiges bewerkstelligen. Auf dem Weg zum Treffen wird jedoch Forresters Tochter Zinnober entführt. Jetzt muß er sich entscheiden: Hilft er, die drohende Gefahr, die vom Artefakt ausgeht, zu bekämpfen oder hilft er seiner Tochter?

Wir erleben wie er sich, natürlich, für seine Tochter entscheidet und Aurelius schließlich doch von Benedict gefangen wird. Unfreiwillig weckt Aurelius das Artefakt und die Zerstörung beginnt.

Es ist schwer verständlich, warum Aurelius und der alte Mentor von Forrester kein Verständnis für Forresters Angst um seine Tochter haben. Auch hier sind die Handlungsmotive nicht immer ganz nachvollziehbar. Trotzdem ist die Geschichte nett zu lesen. Es gibt viele Aliens, intelligente Raumschiffe, noch fortschrittlichere Wesen, eine Superzivilisation. Der Roman ist ein nettes Weltraumabenteuer.

Rezension: “Die Verteidigung des Paradiese” von Thomas von Steinaecke

Im ersten Teil des Romans lernen wir eine kleine Gruppe von Menschen kennen, die zusammen auf einer idyllischen Alm leben. Zwar hat jeder seine Eigenheiten, aber im Grunde kommen alle gut miteinander aus. Das Wetter ist immer ideal und das Land wird gemeinschaftlich bewirtschaftet. Heinz, ein Teenager und jüngstes Gruppenmitglied, fühlt sich dazu berufen, das Leben auf der Alm für die Nachwelt festzuhalten und schreibt die täglichen Begebenheiten als Tagebuch auf. Es stellt sich heraus, dass es in Deutschland zu einer Katastrophe kam und nur, weil die Alm, ein früheres Urlaubsresort, unter einem Schutzschirm ist, konnte diese kleine Gruppe dort die letzten Jahre überleben. Doch nach und nach kommt es auch in dieser heilen Welt zu Störungen. Eines Tages fällt der Schutzschirm schließlich ganz aus und die Gruppe muss das Resort zu verlassen, um woanders Schutz zu suchen, möglicherweise in einem Auffanglager. Ob diese nach so langer Zeit noch existieren, ist jedoch unklar. Ihnen bleibt aber keine Wahl. Wollen sie überleben, müssen sie ihr Paradies verlassen. So begeben sie sich auf eine lange Wanderung durch verseuchte Gebiete. Das Wasser und die Nahrung sind knapp und die Gefahren von umherziehenden Banden oder auch nur normalen Familien, die ebenfalls um ihr Überleben kämpfen, ist sehr groß. Alles ist zerstört und verlassen. Sieht es überall auf der Welt so aus?

Heinz schreibt alles auf. Er liebt Worte, kreiert neue und zelebriert das Aufsagen von Altworten aus der Zeit vor der Katastrophe, die er von den anderen gelernt hat. Der Erklärungsversuch, wie er als Kind das Lesen und Schreiben gelernt hat, war jedoch nicht überzeugend. Auf der Alm gab es keine Bücher und kaum Papier. Oder liegt die Erklärung in der Tätowierung, die er als einziger hat?

Die Geschichte fing vielversprechend an und die Handlung wurde größtenteils schlüssig erzählt. Auch die Spannung blieb eine ganze Weile erhalten. Schaffen sie es, sich zu retten oder nicht? Eine gute dystopische Geschichte aus der Sicht eines Teenagers. Leider rundet der dritte Teil des Buches die Geschichte nicht sinnvoll ab. Dadurch verliert sie wesentlich an Kraft.

Rezension: “Der Brennende Rabe” von Guido Krain und anderen

Band 2 der O.R.I.O.N. Space Opera
Der zweite Band begeistert wie der erste mit viel Aktion und lockeren Sprüchen, wobei sich die Handlung zum großen Teil auf den lustigen Eskapaden von Pali konzentriert sowie auf den Cyborg Lorn und seinen implantierten Computer Lynx, der für jede Lage die richtige Kampfstrategie anbietet, auch zu den unpassendsten Momenten.
Die EOS folgt einem Notsignal und gerät bei der Suche nach dessen Ursprung in Schwierigkeiten. Ein fremder Planet, verschwundene Siedler und ein größenwahnsinniger Kommandant machen es dem Kapitän nicht leicht, das Rätsel um das Notsignal zu lösen. Also wieder ein Leseabenteuer, auf das man sich liebend gern einlässt.
Allerdings würde ich mir für die nächsten Bände ein paar mehr männliche Crewmitglieder wünschen, die ebenfalls wie die weiblichen in ihrer Rolle überzeugen. Jedenfalls endet dieser Band mit einem schönen Cliffhanger, bei dem einem nichts anderes übrig bleibt, als den nächsten Band zu bestellen. Ich bin gespannt, wie sich Pali und Lorn aus der brenzlichen Situation retten werden.
Fazit: vier Sterne

Rezension: “Transport 3 – Todeszone” von Phillip P. Peterson

Der Mann mit dem Pseudonym, von dem man nicht weiß, ob es einen angloamerikanischen oder einen norddeutschen Namen suggerieren soll, legt den dritten Teil der “Transport”-Reihe vor.

Die unfreiwilligen Siedler auf New California müssen sich damit abfinden, dass die Erde sie wiedergefunden hat. Das geschah bereits auf den letzten Seiten des zweiten Bandes. Hier wird nun klar, wie sie es geschafft haben: Der Transporter auf der Venus ist genutzt worden. Russell und sein Team hatten diesen nicht zerstört, weil sie davon ausgingen, dass er für die Erdenmenschen ohnehin unerreichbar war – ein Trugschluss.

Nun, die Kolonie auf New California wird unterdrückt. Soldaten oder vielmehr Söldner im Dienst der Erde, die selber auf einer one-way-Mission sind, gehen recht brutal vor. Als wäre das alleine nicht schon schlimm genug stellt sich heraus, dass irgendjemand damit begonnen hat, das Transporternetz in der Galaxis zu zerstören. Bald ist klar, dass nur noch wenig Zeit vergehen wird, bis auch der Transporter auf New California und wenig später dann der auf der Venus diesem Phänomen zum Opfer fallen wird.

Nun, Russell wäre nicht Russell, wenn ihm dazu nicht etwas einfiele. Was, wird an dieser Stelle selbstredend nicht erwähnt.

Das Buch ist spannend geschrieben, die einzelnen Figuren und deren zwischenmenschliche Beziehungen flechten sich gut in den allgemeinen Kontext ein. Ein gelungener Mix! Ich habe das 323 Seiten starke Werk an drei Abenden verschlungen.

Einen Kritikpunkt habe ich dennoch und der wirkt in meinen Augen recht schwer: Der Pathos. Immer wieder haben wir hier die (etwas übertriebene) Freiheitsliebe der Kolonisten auf der einen und die unbedingte Befehlstreue der irdischen Söldner auf der anderen Seite. Hm, so handeln m. E. normale Menschen nicht. Ob das in Ausnahmesituationen (und in denen befinden sich nunmal alle handelnden Personen in dem Roman) so sein mag, kann ich logischerweise nicht beurteilen, aber vorstellen mag ich es mir nicht. Wenn ich an meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr zurückdenke (gut, das ist lange her, Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts), dann erinnere ich, dass uns Rekruten von der ersten Stunde an eingebleut wurde, das Befehle zu hinterfragen und ggf. auch abzulehnen sind, wenn sie zu weit gehen. Nun, vielleicht ist das wirklichkeitsfremd, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen Befehl befolge, der mich und viele andere mit Sicherheit durch mein eigenes Handeln umbringen wird, wo doch eine ungefährliche Alternative vorhanden ist und sogar vorgeschlagen wird.

OK, das ist der Dramaturgie geschuldet, aber vorstellen kann ich es mir trotzdem nicht.

Und dann ist da noch der Pathos der Aufopferung! Sorry, aber das stieß mir ganz übel auf. Da wundern wir uns über die Selbstmordattentäter, reden davon, dass das nur mithilfe von Gehirnwäsche möglich ist und bedienen das Klischee stets und ständig in der Literatur. Da hätte es auch andere Lösungen gegeben, als Autor hat man es in der Hand.

Grundsätzlich ein spannendes Buch ohne Logikbrüche. Wegen der vorgenannten Punkte dennoch einen Punkt Abzug. Demnach vier von fünf möglichen.

Rezension: “Vektor” von Jo Koren

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt!
Warum?
Nun, zuallererst ist es in der Ich-Perrspektive geschrieben. Ich mag diese Form sehr gern, weil sie den Autor beschränkt. Er kann nicht allwissend agieren, seine Sicht der Dinge ist eine ganz persönliche, das tut dem Werk gut. Es baut Spannung auf, es zieht den Leser in den Text. Es entsteht eine Art Lagerfeueratmosphäre. Da erzählt jemand aus seinen höchstpersönlichen Erfahrungen.

Alpha Novak ist Ärztin, wie auch die Autorin, die hier unter Pseudonym auftritt (keine Angst, ich lüfte das Geheimnis nicht). Sie befindet sich auf einer Raumstation, die um den Mars kreist. Hierher kommen die Prospektoren mit ihren Raumschiffen, die den Asteroidengürtel ausbeuten. Hier behandelt sie die kleinen und großen Wehwehchen ihrer Patienten.
Eines Tages entdeckt sie ein defektes Implantat bei einem ihrer Patienten. Ein Virus scheint sich dort eingenistet zu haben. Sie unternimmt alles, um diesen Computervirus einzudämmen. Implantate tragen viele in dieser Zeit. Sie sorgen dafür, dass besser, präziser gearbeitet werden kann, helfen gegen Krankheiten, wie z. B. Parkinson. Es wimmelt demnach von potentiell Infizierten auf der Station. Sie selbst gehört auch dazu. Eine Nebenhandlung zeigt uns, dass die Menschenaffen, ebenfalls durch Implantatversorgung, uns (fast) auf Augenhöhe begegnen. Ihr engster Mitarbeiter ist einer davon.
Dann spielt irgendwann die Raumstation verrückt. Die künstliche Schwerkraft verstärkt sich temporär dramatisch. – Hier habe ich einen Kritikpunkt. Diese Verstärkung der Schwerkraft, hervorgerufen durch die Fliehkraft des großen Rades, kam mir zu plötzlich. M. E. müsste das langsamer vonstatten gehen. Aber, ich bin kein Ingenieur, da darf ich eigentlich gar nicht mitreden.
Letztendlich kommt es zum Showdown und alles ist nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte.
Prima gemacht, finde ich einfach toll.

Ganz am Ende gibt es dann noch ein paar Rezepte hinsichtlich der im Text erwähnten Backwaren. Auch die hören sich interessant an, muss ich mal backen. – Aber vor allem, vor Kit verstecken, sonst hat man selbst nichts davon.

Rezension: “Blumen vom Mars 2, Unter Göttern” von Gabriele Nolte

 Schade, ich hatte mehr erwartet. Der erste Band gefiel mir sehr gut. Der zweite fällt ab.
Warum?
Nun, einerseits empfand ich keine Spannung oder nur sehr wenig. Es waren mir zu viele handelnde Personen vorhanden und vor allem ging mir die Esoterik auf die Nerven. Das hört sich jetzt hart an, aber wenn ich gegen Religion eingestellt bin (bin ich auch) und vor allem gegen religiöse Eiferer jeglicher Couleur (das muss ich der Autorin hoch anrechnen, sie geht hier wirklich mit jeder existierenden großen Religion hart ins Gericht), dann muss ich nicht eine Ersatzreligion anbieten, die sich außerdem noch eines zentralen Themas der christlichen bedient (bei ihr fahren die “Götter” auch gen Himmel, auch wenn sie das als nächste Evolutionsstufe des Menschen beschreibt). Schade, kommen wir denn nicht wirklich ohne Religion besser zurecht?
Allerdings, und das sehen wir in den heutigen Tagen nur zu deutlich, brauchen wir ja noch nicht einmal eine Religion, um Populisten nach vorne zu bringen.
Nun, gefallen hat mir durchaus der Stil, in dem die Autorin schreibt. Auffällig war allerdings auch, dass sich hier im zweiten Band doch recht viele Rechtschreibfehler zeigten. Auch waren häufiger Wortwiederholungen zu finden. (Vgl. einfach mal meine vorherigen drei Sätze, zweimal „allerdings“, das sollte auffallen, wenn man den Text auch nur ein zweites Mal liest) Hier hätte es geholfen, wenn ein Lektor sich des Bandes einmal angenommen hätte. Grundsätzlich ist das Werk jedoch auch in dieser Hinsicht noch eine Perle, verglichen mit den meisten anderen selbstverlegten Büchern, auf die man heutzutage so trifft.
Somit verbleiben in meiner Wertung 3 von möglichen 5 Sternen.

Wertung-3-Sterne

Rezension: EXODUS 35

exodus35Das EXODUS-Team hat mit Ausgabe 35 (Oktober 2016) mal wieder ein sehens- und lesenswertes Magazin auf die Beine gestellt. Es enthält eine Fülle von Stories unterschiedlichster Art:

  1. Sven Holly Nullmeyer – Mein geliebtes Kometenschweifchen

Da habe ich leider keinen Zugang gefunden, deshalb enthalte ich mich jeder Wertung.

  1. Arno Behrend – Drachenreiter

Klasse Story, aber das Ende kommt zu plötzlich und ist ein wenig zu melodramatisch. Könnte zu einer Novelle ausgearbeitet werden.

  1. Nicole Rensmann – Du bist das Beste!

Melodramatische Geschichte, die mich als Pflegevater stark emotional berührt hat.

  1. Fabian Tomaschek – Spectaculum Veritatis Homini

Toll, aus der Seele geschrieben. Wir müssen uns mal kennenlernen!

 

  1. Uwe Post – Amen, Smartgod

Nette Story über virtuelle Computergötter. Klasse umgesetzt! Bei der Gelegenheit: Ich habe einen Heidenrespekt vor Menschen, die an etwas glauben, was es nicht gibt!

  1. Frank Neugebauer – Das grüne und das rosa Medaillon

Solide erzählte Geschichte, die mich zwischendurch fesselte, nachdem ich Schwierigkeiten hatte hineinzufinden. Zum Ende hin wurde sie dann aber doch zu banal.

  1. R. B. Bonteque – New Mars Mayflower

Spannende Geschichte… was würden wir wirklich machen, wenn wir einen fremden Planeten besiedeln würden? Sind wir dann die Invasoren?

  1. Gabriele Behrend – Suicide Rooms

Stimmungsvoll, irgendwie poppte in meinen Gedanken immer wieder das Bild Edward G. Robinsons aus Soylent Green hoch. – Und dann zeigt sich noch die wahre Seele der Frau! Beeindruckend – und das alles ohne Raumschiffe! (Das versteht nur Gabi)

  1. Sven Holly Nullmeyer – Liebes Sternengefunkel

Nette Geschichte und irgendwie kommt mir der geschilderte Supermarkt der Zukunft gar nicht so weit hergeholt vor.
Alles in allem eine runde Ausgabe, die es lohnt gelesen zu werden. Absolute Empfehlung, die 12,90 sind gut angelegt.

 

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit: exodusmagazin.de