Ijon Tichy: Verlorene Socken im Weltall

Ab dem 4. November zeigt ZDF_neo die zweite Staffel von Ijon Tichy: Raumpilot. Klarer Fall: Das ist SF aus Deutschland – denn vom polnischen Original von Stanislav Lem ist nicht mehr viel übrig.
Wer sind die Macher? Wie kommt ein Schwarzes Loch in ein altes Ei? Was bringt eine Nora Tschirner dazu, erneut in die Rolle der “Analogen Halluzinelle” zu schlüpfen? Was hat das alles mit verlorenen Socken zu tun?
Genug Fragen, um einen ausführlichen Artikel auf dsf zu rechtfertigen. Hier ist er.
Anno 2007 gewannen Oliver Jahn, Randa Chahoud und Dennis Jakobsen den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises. Für eine trashige Science Fiction Serie, die selbst Produktionen wie Lexx: The Dark Zone wie ein Hochglanzformat aussehen lässt. Nach drei Jahren harter Arbeit kommt jetzt die zweite Staffel, und sie ist genauso trashig wie die erste, auch wenn es diesmal sogar sowas wie eine übergreifende Handlung gibt.

Dieses Ei hätte Held von Kosmos lieber nicht geköpft...

Die Kosmischen Kollegen, die gemeinsam mit Sabotage Films auch die neuen Folgen produzierten, wollen keineswegs typische Gebrauchs-SF produzieren, wie sie mehr als gelegentlich aus den USA zu uns herüber schwappt. Oliver Jahn, Darsteller des Ijon Tichy, sagt (akzentfrei): “Die Alltäglichkeit in der Science Fiction ist eigentlich das, was bei Ijon Tichy interessant ist.” Die Rettung des Kosmos gerät zur Nebensache, wenn die Eier fehlen, um neues Omlett zu braten. Oder, wenn Ijon Tichy so dringend zur Toilette muss, dass er gegen Hypnoseversuche einer obskuren Sekte immun ist.

“Des Menschen größter Gegner ist der Mensch selbst”, sagt Randa Chahoud, die Kamerafrau. Solche Themen stammen von Lem, und sie inspirieren die Serie. Keineswegs geht es den Machern darum, bestimmte Szenen aus den “Sterntagebüchern” nachzuspielen. Es ist der Geist philosophischer Fragen, die Lem aufwirft, die sich nun im trashigen Look der Serie wiederfinden.

Auf Einkaufstour auf dem Möbelhausplaneten...

Der Trash-Look ist übrigens keineswegs so improvisiert, wie er aussieht. Es steckt harte Arbeit dahinter, man überlässt nichts dem Zufall. Handarbeit mit Modellen statt digitaler Effekte. Oliver Jahn: “In unserem Kosmos sieht es eben aus, wie beim Zuschauer unterm Sofa…”

Die zweite Staffel “Ijon Tichy: Raumpilot” unterscheidet sich von der ersten. So sind die Folgen fast doppelt so lang (24 Minuten), außerdem gibt es eine ganze Reihe neuer Figuren, die mehr als Nebenrollen spielen: Da ist zum Beispiel das Fellwesen Mel, das sich in Folge 2 an Bord schleicht, und Professor Tarantoga, der sich bemüht, das Universum vor dem Schwarzen Loch zu retten, das Ijon Tichy versehentlich entfesselt hat.

Mel liest aus der Kosmischen Enzyklopädie (was wohl das T bedeutet?)

Dennis Jacobsen, Autor und Regisseur, sagt: “Eine Riesenherausforderung beim Dreh der neuen Staffel war für uns, dass viel mehr Charaktere dazukamen.” Gleich in mehrere Rollen – meist von Aliens – schlüpft Peter Princz. Viele Verkleidungen sind deutlich aufwändiger als die des Dr. Spamy, die ihm nach eigener Aussage am meisten Spaß gemacht hat. “Die zum Teil sehr aufwändig gestalteten künstlichen Körper brachten michab und zu an den Rand meiner physischen Leistungsfähigkeit”, sagt der Schauspieler.

Gruppenbild mit Analoger Halluzinelle (rechts) und Dr. Spamy (links)

Die acht neuen Folgen von “Ijon Tichy: Raumpilot” laufen ab 4.11. freitags 21:00 Uhr in Double Features auf ZDFneo (siehe unser Kalender) und ab 28.11. im Nachtprogramm im ZDF, außerdem ist alles in der ZDF Mediathek verfügbar.

Wir berichten demnächst weiter über dieses epochale Fernsehereignis.

(Alle Bilder (c) ZDF/Randa Chahoud)