Rezension: „Zeit für die Schicht“ von Norbert Fiks

Zeit für die Schicht
Norbert Fiks ist kein Unbekannter in der deutschen SF-Szene. 2014 veranstaltete er in Leer die Veranstaltung „Hinterm Mond“, auf der namhafte deutsche SF-Autoren (Gewinner des DSFP) aus ihren Werken lasen. Nun hat Norbert seinen ersten Band mit Kurzgeschichten im Selbstverlag auf den Markt gebracht. Grundsätzlich stehe ich ja dem Selfpublishing sehr skeptisch gegenüber, bei Norbert musste ich eine Ausnahme machen, allein schon deshalb, weil auch ich auf besagter Veranstaltung lesen durfte. Außerdem fühle ich mich ihm seit damals freundschaftlich verbunden.

Wir haben hier ein Buch, in dem ausschließlich Kurzgeschichten versammelt sind. Behandelt werden klassische Themen wie der Erstkontakt, Asteroidenbergbau, Zeitreisen und Roboter. Aufgrund der Kürze der Geschichten, kann ich nicht auf den Inhalt eingehen, ohne zu viel vorwegzunehmen. Wichtig zu wissen ist aber auf jeden Fall, dass den Leser in der Mitte des Buches ein Block an Geschichten erwartet, die der Autor selbst als Flash Fiction beschreibt. Dahinter verbirgt sich eine Art Ideensammlung, äußerst knapp ausformuliert, teilweise nur wenige Sätze pro Geschichte. Nette Denkanstöße, aber nichts für Leute, die gerne für längere Zeit in die Welt einer Geschichte eintauchen wollen.

Norbert selbst definiert den Inhalt so: SF? Was ist das? Na ja, Geschichten, die in der Zukunft spielen oder auf fernen Planeten oder in Parallelwelten. – Ich hätte noch hinzugesetzt: …oder so. Damit wird auch klar, dass nicht wirklich alles, was hier präsentiert wird, bierernst zu nehmen ist.

Mir hat nicht alles gefallen, das kann man von einer Kurzgeschichtensammlung in der Regel auch nicht erwarten. An manchen Stellen merkt man dem Autor an, dass er zu viel „berichtet“, d. h., dass seine Protagonisten nicht wirklich das Geschehen erzählen oder erleben. Das ist für mich ein Manko. Ein weiteres Manko ist das offensichtlich fehlende Lektorat/Korrektorat. Es steckt doch noch eine erkleckliche Anzahl an Fehlern (einerseits offenbare Tippfehler, andererseits ‚Sachen, die man besser anders hätte formulieren können) drin. Für zukünftige Werke daher mein dringender Rat: Vor der Veröffentlichung noch einmal jemanden Korrektur lesen lassen.

So, das waren jetzt einige negative Aspekte. Es gibt aber auch eine Vielzahl an positiven.

Das Feeling in der Geschichte „Das Artefakt“ ist prima. Asteroidenbergbau hat mich schon immer fasziniert. Dazu eine nette Verschwörungstheorie am Ende, das erinnert mich schon fast an Joaquins Bar.

Auch die Geschichten „Da ist was im Busch“ (Erstkontaktstory) und Überlicht (Ein Spiel mit der Sehnsucht, klasse!) haben mich überzeugen können. In „Prima Volta“ haben wir eine Hommage an Douglas Adams, zumindest habe ich es so interpretiert.

„Zwei Brüder“ ist die Druckfassung eines Hörspiels, das ich wirklich gerne mal hören würde. Das ist zwar altbekannter Stoff (worum es geht hier darzustellen, würde der Geschichte alles nehmen), aber prima umgesetzt.

Die letzten beiden Geschichten sind Roboterstories, wie sie der Altmeister Isaac Asimov auch hätte schreiben können.

Abgerundet wird das Buch durch ein Interview, das der Autor sich selbst gegeben hat, um seine Motivation das Buch zu schreiben, zu erläutern. Nett.
Fazit: Ein Buch, das lesenswert ist, auch wenn es noch stilistische Schwächen und eine Reihe Tippfehler aufweist. Es hätten 5 von 5 Sternen werden können, so gebe ich nur 4.

Wertung-4-Sterne

Norbert Fiks „Zeit für die Schicht“ (BoD)

ISBN 9783739218700

6,94 €