Rezension: Predyl – eine neue Welt von Sylvia Kaml

Worum es geht:

Seit Jahrhunderten ist der Mond ›Predyl‹ von Menschen besiedelt. Durch die erzwungene Arbeitskraft der dort lebenden Ureinwohner haben sie sich ein Utopia erschaffen, in der Luna als verwöhntes Mädchen aufwächst. Als sich die Predyler gegen die Unterdrückung auflehnen, und es zu einem militärischen Konflikt kommt, wird Luna mit der harten Realität konfrontiert. Unterstützt vom Eingeborenen Biran versucht sie, die Feindschaft zwischen den Spezies zu beenden.

Meinungen:
Erfrischend leicht und dennoch hochwertig geschrieben, jedoch an einigen Stellen ein wenig übertrieben, wo einfachere Formulierungen den Lesefluss angenehmer gemacht hätten.
Zwischen drin gab es kleine Längen, die zwar keinen inhaltlichen Mehrwert hatten, aber gut zur Stimmung und Situation beitrugen, was an dieser Stelle keine Kritik sein soll. Gerade bei Büchern mit solchen komplexen Themen wünscht man sich die ein oder andere Atempause.

Die Beschreibungen der aufgezeigten Welt ist sehr fantasievoll, detailreich und schon recht außerirdisch. Die Predyler ebenso 🙂

Generell empfand ich alle Protagonisten als sehr glaubwürdig dargestellt.

Mein größter Kritikpunkt ist (so banal es klingt), dass die menschlichen Siedler auf der einen Seite Vegetarier sind, also das Töten und Essen von Tieren ablehnen, sich dann aber über die Einheimischen erheben, sie herabwürdigen und sogar versklaven.
Vegetarier haben ja ”eigentlich” die innere Moral eben nicht ”über” andere Lebewesen zu stehen, weshalb sie das essen von Lebewesen ablehnen – das passt nicht in der Versklavung anderer intelligenter Lebewesen, die zudem noch auf dem Mond heimisch sind.

Klar, das ist der Aufhänger der Story, aber eben auch das Manko. Die Geschichte trug meiner Meinung nach den Geschmack aus der Sklavenzeit in den USA mit sich. Ohne den Vegetarismus einfach nur die Unbelehrbarkeit der menschlichen Rasse aufzuzeigen, wäre nicht weniger gut gewesen.

Zugegeben, es ging im Grunde auch gar nicht um die Sklaven, sondern um den gerechtfertigten Aufstand der Predyler, der in einen furchtbaren, bis ins Detail beschriebenen Krieg auswächst. Und diese Details haben es in sich. Großartig geschrieben. Im Übrigen verzichtet hier die Autorin durch ihre Figur, eine Partei zu ergreifen, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Die Figuren und ihr Antrieb werden auf beiden Seiten offengelegt, und der Autorin gelingt es sogar, sich eindeutig für die Predyler auszusprechen, ohne die Menschen zu verurteilen.

Leider ist das gesamte Buch in der Ich-Perspektive verfasst, was den Nervenkitzel ausbleiben lässt, ob die Hauptfigur jemals in ernsthafter Gefahr ist. Solange es noch Seiten in der rechten Hand gibt, solange wird sie alles durchstehen, und auch darüber hinaus hat die Figur (16 Jahre alt) in ihrer kindlichen Analyse der Gesamtsituation nicht immer überzeugt, aber wenn sie es tat, dann auch richtig.

Dass es die obligatorische Liebesgeschichte in dem Buch geben muss, auch wenn ich sie nicht gebraucht hätte, war wohl notwendig, da man in schlimmen Zeiten wohl auch immer einen kleinen Hoffnungsschimmer braucht. 😉

Fazit:
Trotz dieser wenigen Schwächen ist der Roman um Luna vom Mond Predyl ein durchweg lesenswerte, spannende und emotionale Sache. Das Buch fängt fabelhaft an, hält durchgehend, was es versprochen hat und zieht sich spannend durch die Grausamkeit des Krieges und das Leid der Protagonisten. Das Ende von Predyl ist perfekt: Sehr stimmig, absolut rund und nichts anderes wäre hier besser.

Unterhaltung:

Anspruch:

Originalität:

 

Verlag: Hybrid Verlag

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