Andreas Suchanek (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Andreas Suchanek) ist Co-Autor bei verschiedenen Heftromanserien, darunter auch Maddrax und Professor Zamorra. Zudem hat er mit Heliosphere 2265 ein eigenes Universum erschaffen, in dem er sich frei austoben kann. Mittlerweile sind dort stolze 26 Bücher erschienen (Greenlight Press). Jüngst hat Balthasar von Weymarn Band 1 als Hörspiel adaptiert. Wie es entstand und was dabei herausgekommen ist – hier gibt’s brandheiße Infos!
Andreas, wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das Schreiben war schon immer mein Traum. Im Laufe der Jahre habe ich mich in verschiedene Fachbücher zum Thema Storytelling und Plotstructure eingelesen, immer wieder Kurzgeschichten und längere Storys geschrieben. Es folgten erste Veröffentlichungen in Anthologien. Schließlich kam der Tag, an dem ich mich als Autor bei der Heftromanserie „Sternenfaust“ von Bastei bewarb. Redakteur Thomas Höhl war von meiner Schreibprobe und der Storyidee angetan und gab mir meine erste Chance. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Was reizt dich an der SF?
Ich bin als Jugendlicher mit TV-Serien wie „Star Trek“ und „Babylon 5“ aufgewachsen, das hat natürlich geprägt. Von der fiktionalen Gesellschaftsstruktur, der modernen Technologie aber auch exotischen Aliens und fremden Kulturen, spricht mich die ganze Palette der Sci-Fi an. Dabei mag ich vor allem Geschichten die recht nahe an echten wissenschaftlichen Grundlagen und unserer Gesellschaft angesiedelt ist.
Wenn ich selbst Technologien für Heliosphere entwerfe, nehme ich meist echte Grundlagen aus der „Technology Review“ oder Technologieseiten im Netz und ziehe eine abstrakte Ebene darüber. Somit entsteht eine Fusion aus Science und Fiction, die – hoffentlich – noch relativ gut nachvollzogen werden kann.
Seit wann schreibst du für Bastei Heftromane?
2010 bekam ich die Zusage von Thomas Höhl, bei „Sternenfaust“ mitzuschreiben. Im Laufe der Zeit bewarb ich mich auf die gleiche Weise bei „Maddrax – Die dunkle Zukunft der Erde“ und „Professor Zamorra – Der Meister des Übersinnlichen“. Während „Sternenfaust“ mittlerweile eingestellt wurde, laufen die beiden anderen Reihen noch weiter und ich bin nach wie vor als Co-Autor an Bord.
Und wie kam dir die Idee für eine eigene Serie? Wolltest du unabhängiger schreiben oder hatte es noch andere Gründe?
Nach der Einstellung von „Sternenfaust“ habe ich sehr lange mit mir gerungen, ob ich das Risiko eingehen soll, eine neue Serie ins Leben zu rufen. Ein solches Projekt wird ja nicht mal eben so aus dem Ärmel geschüttelt. Von der detailliert ausgearbeiteten Story selbst, über ein Art-Konzept bis hin zum Marketing ist verdammt viel Arbeit notwendig, um eine neue Serie bekannt zu machen. Und dann heißt es durchhalten, bis sich ihre Existenz herumgesprochen hat, was durchaus Monate dauern kann. Letztlich habe ich mich für das Risiko entschieden und es nie bereut.
Tatsächlich war der Reiz zudem enorm, meine eigenen Visionen zu verwirklichen. Vollständige Kontrolle über die Handlungsstränge, die Figuren, die Welten und die Platzierung von Spannungs- und Wendepunkten zu besitzen.
Gib uns mal einen kurzen Überblick. Also: Captain Jayden Cross übernimmt das Kommando auf der Hyperion und fliegt zu den Sternen … Was geschieht dann?
An dieser Stelle muss ich vorsichtig sein, um Neuleser nicht zu spoilern. Die Crew der HYPERION wird auf eine Rettungsmission geschickt, die sich letztlich als politisches Pulverfass erweist. Gleichzeitig werden Cross und seine Leute auf ein geheimnisvolles Artefakt aufmerksam, das gefährliche Charakteristika aufweist. Die Ereignisse im ersten Roman werden die Zukunft unserer Helden ebenso nachhaltig verändern, wie die der gesamten Menschheit.
Zu Beginn ahnt noch niemand, dass die Entdeckung des Artefakts keinesfalls zufällig erfolgte und sich auch auf dem politischen Parkett gefährliche Kräfte bereit machen, den Status Quo zu verändern.
In welche Richtung würdest du deine Space Opera einordnen? Geht es eher in Richtung Star Trek, handelt es sich um Military SF oder einen Mix?
Ich glaube „Mix“ trifft es ziemlich gut. Atmosphärisch ist die Serie am ehesten mit geerdeter Sci-Fi wie Honor Harrington oder Battlestar Galactica vergleichbar. Dabei sind die einzelnen Folgen seriell aufgebaut, hängen also zusammen. Ein Zyklus besteht aus 12 Romanen, wobei die Halbzeit stets ein großes Event mit einem bösartigen Cliffhanger darstellt. Überhaupt war es mir zu Beginn sehr wichtig eine stringente schnelle Handlung mit überraschenden Twists ohne Füllfolgen aufzubauen. Um das zu bewerkstelligen ist in den ersten beiden Romanen eine kleine Gemeinheit eingebaut, die erst am Ende von Roman drei offenbart wird. Ab diesem Punkt kann der Leser / Hörer absehen, wohin die Reise gehen wird.
Was ist das Besondere an Heliosphere? Gib uns einen Kaufgrund!
Ich denke das Besondere, ist die Mischung aus Bekanntem und Neuem. Zum einen bekommt der Leser eine Atmosphäre geboten, die er aus Reihen wie „Honor Harrington“, „Battlestar Galactica“, aber auch „Star Trek“ kennt. Auf der anderen Seite geht die Handlung sehr schnell voran und bietet, wie oben bereits angekündigt, ein paar sehr gemeine Twists. Während die Charaktere zu Beginn recht durchschaubar wirken (klischeehaft) wird sich sehr schnell herausstellen, dass sich hinter dem HYPERION-Projekt und der Figurenkonstellation ein großes Geheimnis verbirgt; ein Mosaik, das Stück für Stück aufgedeckt wird.
Also extra für die Fans gibt es zudem in jedem Roman Charakterzeichnungen der Hauptfiguren und ab Band 26 Bonusmaterial auf meiner Autorenseite (www.andreassuchanek.de). Dort kann man auch den Status des aktuellen Romans verfolgen.
Ich hoffe, das ist Grund genug, in die Serie einzusteigen und mal zu schauen, wohin die Reise führt.
Woran orientierst du dich beim Schreiben? Was gibt dir neue Inspiration?
Das mag sich seltsam anhören, aber meine Inspiration sind Musik und Sport. Wenn ich einen peppigen Song höre und dabei auf dem Laufband vor mich hin renne, sprudeln die Ideen nur so vor sich hin. Meist viel zu viele. Das ganze strukturiere ich dann, wenn ich wieder am Schreibtisch sitze.
Denkst du evtl. daran, dir künftig Hilfe ins Boot zu holen in Form von Co-Autoren?
Tatsächlich waren für den zweiten Zyklus sogar zwei Gastautoren im Gespräch. Das Problem ist, dass Heliosphere sich recht zügig sehr komplex entwickelt hat. Die Charaktere haben einen sehr tiefschichtigen Hintergrund. Zudem gibt es keine Füllromane. Ein Autor würde also direkt einen wichtigen Band schreiben, etwas dazwischen gibt es nicht. Ein Co-Autor muss sich also intensiv einlesen und mit Leidenschaft ans Werk gehen. Aufgrund eigener Verpflichtungen haben mir die beiden Gastautoren bedauerlicherweise absagen müssen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, dass Heliosphere bis auf weiteres von mir alleine geschrieben wird.
Ebenso die 6-teilige Spin-Off-Reihe, die eine beliebte Figur ins Zentrum rückt, und im Sommer 2016 starten wird. Bisher lässt sich das noch recht gut bewerkstelligen. Sollte es aber einmal zu einzelnen, ausgekoppelten und abgeschlossenen Geschichten kommen, kann ich mir dafür einen Co-Autor sehr gut vorstellen.
Werden jetzt alle Heliosphere-Romane vertont?
Das hängt natürlich grundsätzlich davon ab, ob den Hörern die Serie dauerhaft gefällt bzw. wie viele Hörer wir damit ansprechen können. Bis jetzt sieht es sehr gut aus. Am 28.02.2015 erscheint bereits Teil 2, „Zwischen den Welten“. Die ersten drei Folgen wurden nacheinander am Stück produziert und mit den Folgen 4-6 planen wir das Gleiche. Alles Weitere zeigt dann die Zukunft. Bisher sieht es sehr gut aus. Wer einmal in eine Hörprobe hereinhören möchte, kann das auf der Verlagsseite gerne tun.
Wie soll es weitergehen? Gibt es schon ein fest geplantes Serienende oder schreibst du weiter bis dir die Finger bluten?
Nein, es gibt kein fest geplantes Serienende. Die bisherigen Zyklen liegen eingebettet in einen Großzyklus und dessen Ende steht auf dem Papier bereits fest. Bereits in dessen Verlauf ist noch eine Menge geplant. Zum einen die zuvor bereits erwähnte Spin-Off-Miniserie, mittlerweile auch das Hörspiel und noch einiges mehr. Danach soll es natürlich weitergehen. Mehr verrate ich dazu aber noch nicht.
Zum Schluss noch eine Frage zu deinen Lieblingsautoren der deutschsprachigen SF: Gibt es welche? Was hat dich an ihnen besonders fasziniert?
Ich bin mit der Heftromanserie Perry Rhodan aufgewachsen, insofern habe ich großen Respekt vor allen Autoren die dort seit vielen Jahren an der Erstauflage mitschreiben. Ein solches Mamut Projekt über einen so langen Zeitraum auf hohem Niveau zu halten, das nötigt mir Respekt ab.
Daneben war ich auch ein großer Fan von Manfred Weinlands „Bad Earth“.
Was ich also an prägender Sci-Fi erlebt habe, waren neben den großen Mainstream-Buchreihen primär Serien im Heftromanbereich.
Danke für das Interview!
Ich habe zu danken. Gerne jederzeit wieder.
Auch Balthasar v. Weymarn, dem Herausgeber und Verfasser der Hörspielversion, haben wir einige Fragen gestellt:
Wie muss man sich die Adaption eines SF-Romans als Hörspiel vorstellen? Was muss beim Schreiben beachtet werden?
Wenn es um eine Literaturadaption geht, in der ich frei bin, ist das Erste für mich die Reduktion — das Herunterbrechen auf die Essenz, auf nicht mehr als eine halbe Seite. Von dort baue ich das Hörspiel textlich neu auf, indem ich mich frage: “und wie bekomme ich das jetzt szenisch erzählt?” So fühlt es sich wie ein Aufbauprozess an. Wenn es um die Adaption eines Stoffes geht wie hier bei “Heliosphere”, bei der mein Auftraggeber zugleich der Buchautor und Verleger ist, ist Werktreue die erste Devise: wie bleibe ich möglichst dicht an der Vorlage?
Konntest du alles 1:1 umsetzen oder musstest du hier und da die Story verkürzen, schneller schreiben o. ä.?
Natürlich musste ich straffen und gelegentlich auch Szenen zusammenziehen. Die Information, die in den epischen Teilen vermittelt wird, ist besonders knifflig, denn die Sprecher sollen sich ja nur Dinge sagen, die sich authentisch in der Situation anfühlen.
Wird es in Zukunft noch mehr Heliosphere-Hörspiele geben?
Das kann Andreas beantworten … zunächst einmal produzieren wir bis einschließlich Folge 3.
Natürlich haben wir Andreas gefragt … Seine Exklusivantwort für dsf:
Aufgrund des bisher großen Erfolgs der Hörspiele 1-3 haben wir bei der Interplanar Produktion mittlerweile die nächsten drei Folgen, “Das Gesicht des Verrats”, “Im Zentrum der Gewalten” und “Die Bürde des Captains” (4-6) in Auftrag gegeben. Es geht also weiter.