Ausstellung: Science Fiction in Deutschland

Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn

Schon seit November warten in einem Bonner Museum Kleinode der deutschen SF auf ihre (Wieder)entdeckung. Klare Sache, dass die Redaktion von dsf vor Ort war und einen genauen Blick auf die Exponate geworfen hat.

Am Eingang der Ausstellung lässt eine lebensgroße Alienstatue ahnen, dass die Macher es mit dem »in Deutschland« nicht allzu genau genommen haben. Im ersten der insgesamt sieben Räume erwartet uns eine etwas ältere Statue, nämlich von der blechernen Frau aus »Metropolis«. Ein Plasmafernseher zeigt Ausschnitte aus dem Film, drumherum sind älteste SF-Büchlein zu bestaunen, die man nur zu gerne durchblättern würde. Weiter geht’s mit amerikanischen Filmen der 50er Jahre und dem Rennen zum Mond. Neben Filmausschnitten gibt es anwählbare Doku-Videos. Mit den stählernen Duschköpfen, die in Wirklichkeit Ohrhörer sind, könnte man auch die zahlreichen schlecht gelaunten Schüler erschlagen, die von ihren Lehrern durchs Museum gejagt werden – als eine Art grausame Strafarbeit, wenn man nach den Mienen der Schüler geht. Die vielen Texttäfelchen neben den Exponaten zu lesen, ist denen jedenfalls zu anstrengend, deshalb kapieren sie nur die Hälfte.

Daher glauben manche vielleicht auch nach dem Besuch an die Mondlandungsverschwörung, obwohl ein Stückchen echtes Mondgestein ausgestellt ist, das Beweis genug ist – mit SF aber nur am Rande zu tun hat. Beliebt bei allen Generationen sind die Touchscreens, die per Symbol passende Geräusche erzeugen: Lichtschwert, Darth Vader, R2-D2.

Viel Raum ist der Raumpatroullie Orion eingeräumt worden. Neben den obligatorischen Filmausschnitten sind ein Bügeleisen und – wirklich spannend – die ersten Fan-Devotionalien zu sehen, die es damals gab, sowie später erschienene Actionfiguren.

Besonders bunte Exponate sind Perry Rhodan zu verdanken, der natürlich in dieser Ausstellung nicht fehlen darf. Das Mausbiber-Plüschtier findet auch heute noch jedes Kind niedlich. Übrigens wird auch die Fan-Szene an dieser Stelle nicht vergessen, und das gilt ebenso für jene der früheren DDR. Sowohl die Steinmüllers als auch der SF-Club Andymon haben einmalige Stücke beigesteuert.

Der nächste Raum scheint einen Wendepunkt zu markieren: Deutsche SF-Filme in den 70er und 80er Jahren brachten doch tatsächlich so etwas wie Gesellschaftskritik ins Spiel. Fast eine Wand hat man den Werken von Rainer Erler gewidmet. Besonders sehenswert sind die ausgestellten Beschwerdebriefe, die nach oder sogar vor den Ausstrahlungen an den jeweiligen Sender geschickt wurden. So weist die Industrie- und Handelskammer Bochum nachdrücklich darauf hin, dass eine Ausstrahlung des Films »Smog« negative Auswirkung auf die Ansiedlung neuer Wirtschaftsunternehmen im Ruhrgebiet haben könnte, und empfiehlt daher dringend, auf die Sendung zu verzichten. Eine Interessensgruppe von Dialyse-Patienten wiederum findet den Film “Fleisch”, in dem es um illegalen Organhandel geht, schlecht für die Spendebereitschaft der Bürger. Dergleichen Missfallen ist aber nicht der einzige Grund dafür, dass die Wende weg von optimistischen Visionen hin zum Spiegel fürs Jetzt wie ein Abgesang klingt.

Denn der letzte Raum schafft es endgültig nur mit Verrenkungen, Bezug zu Deutschland zu wahren: Da sind die hoffnungslos amerikanischen Katastrophenfilme eines zufälligerweise deutschen Regisseurs namens Emmerich zu bestaunen sowie das lebensgroße Kostüm von Darth Vader – letzteres anscheinend nur wegen der Greenpeace-Kampagne gegen VW, eine deutsche Auto-Marke. Zwar hängen im gleichen Raum eine von Andreas Eschbachs DSFP-Medaillen sowie Frank Schätzings KLP-Urkunde und der Starschnitt von Mister Spuck aus Traumschiff Surprise. Aber weder die noch die trashigen Requisiten aus »Ijon Tichy – Raumpilot« können gegen Darth Vader anstinken. Er ist das meistfotografierte Ausstellungsstück, und wäre er nicht in einer Glasvitrine eingesperrt, würde jeder zweite Schuljunge sie sich anziehen und ein paarmal röcheln. Darth Vader ist einfach cooler als Sozialkritik. Dieser Behauptung kann man nur schwer widersprechen.

Am Ausgang der Ausstellung kann man sich in ein Gästebuch eintragen. Das haben schon so viele Leute getan, dass kaum eine freie Seite zu finden ist. Eine Menge sagen die hinterlassenen Notizen aus. Beispielsweise, dass auch einige Besucher es mit dem Titel der Ausstellung nicht besonders genau nehmen: So wird das Fehlen von Stargate oder Babylon 5 bemängelt; jemand fand Perry Rhodan unterrepräsentiert, und mehrere Personen betonten wiederholt die Coolness von Darth Vader.

Fazit: Trotz einiger seltener Ausstellungsstücke kann man den Besuch nur solchen SF-Fans empfehlen, für die der Weg nicht allzu weit ist, oder die sich sowieso mal die Dauerausstellung des Hauses der Geschichte anschauen wollen. Das Museum ist außer montags geöffnet, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung »Science Fiction in Deutschland« läuft noch bis zum 10. März.

Weitere Informationen auf der Webseite Haus der Geschichte